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Zur Sache Reden
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Zur Sache Reden

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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“Bla, bla, bla, bla, bla, bla” So hat mich vor einiger Zeit die kleine Tochter von Freunden unterbrochen. Ich habe erst gestutzt, und dann musste ich lachen. Sie hatte recht, ich hatte nicht mehr zur Sache geredet. Ich hatte zu einer längeren Erklärung ausgeholt, aber ich war nicht mehr bei dem, worüber wir an sich gesprochen hatten. Meinen Freunden war es etwas peinlich, denn so hatte das kleine Mädchen auch schon andere unterbrochen, die dann beleidigt waren. Für mich traf das Sprichwort zu: „Kindermund tut Wahrheit kund“. Ich würde mir wünschen, wenn ich nicht auf den Punkt spreche, hätte ich eine Stimme im Ohr die mir zuflüstert: „Bla, bla, bla, bla, bla, bla.“

Schauspielern oder Heucheln

Dass nicht zur Sache gesprochen wird, kommt gar nicht so selten vor. Oft sprechen Menschen nicht mehr zur Sache, wenn sie sich aus etwas herausreden wollen. Zum Beispiel, wenn es ihnen zu peinlich ist, ehrlich ihre Überzeugung zu sagen, oder wenn sie in einer Gruppe oder öffentlich unter Druck stehen. Jesus hat solches Herausreden Schauspielerei genannt. In den Bibeln ist es oft mit „Heuchelei“ übersetzt, aber so moralisch ist es nicht gemeint. Was Jesus mit Schauspielerei meint, ist ein Reden oder Tun, in dem Situation, Person und Sache nicht ganz zusammenpassen. Das kann im Alltag schon mal vorkommen, und ist nicht immer gleich moralisch verwerflich. Es gibt auch Gesprächssituationen, in denen Andere einem ein Bekenntnis aufdrängen wollen. Wenn man sich dann aus der Situation herausredet, kann es durchaus berechtigt sein.

Immer das treffende Wort finden

Jesus selber konnte genial zur Sache reden. Auch wenn er im Gespräch eingeengt war, hat er das treffende Wort gefunden. Damit hat er alles in eine andere Perspektive gestellt. Zum Beispiel hat er Menschen gesagt, die argwöhnisch beobachtet haben, dass er am Sabbat geheilt hat: „Was ist am Sabbat erlaubt, Gutes zu tun oder Böses?“ (Mk 3,4) Manchmal hat Jesus sein Wort auch mit einer Geste verbunden. Als seine Jünger sich darüber gestritten haben, wer der Größte unter ihnen sei, stellt er ein Kind in ihre Mitte, und sagt: „Wer sich so klein macht, wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.“ (Mt 18,4) In den Evangelien finden sich viele weitere Beispiele, in denen Jesus genau auf den Punkt spricht.

Einfach zu sprechen, ist einfach schwer

Worte, die auf den Punkt sprechen, sind immer einfach und nicht kompliziert, aber einfach zu sprechen, ist einfach schwer. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist vielleicht, richtig zuzuhören. Ein arabisches Sprichwort bringt dies auf den Punkt: „Gott gab dem Menschen zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel zuhört, wie er redet.“ Jesus hätte dieses Sprichwort sicher gefallen.

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