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Neu anfangen heißt auch gehen können - Peter Tauber verabschiedet sich aus der Politik
picture alliance / Flashpic | Jens Krick

Neu anfangen heißt auch gehen können - Peter Tauber verabschiedet sich aus der Politik

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Moderation: Peter Tauber hört auf. Viele Hessinnen und Hessen kennen den CDU-Politiker aus Gelnhausen. Er war bis 2018 Generalsekretär der CDU und dadurch bundesweit bekannt. Danach wurde er Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium und sitzt im Bundestag. Am Montag hat Peter Tauber erklärt: Er hört zu Ostern auf mit Politik. Seit einer schweren Erkrankung vor drei Jahren ist Tauber mehrfach operiert worden. Weitere Eingriffe sind nötig. Ursprünglich wollte der 46-Jährige noch bis zur Bundestagswahl im Herbst bleiben. Aber nun ist er konsequent und geht jetzt schon. Ein Abgang mit Würde, von dem man viel lernen kann, findet Andrea Seeger von der evangelischen Kirche im hr1 Zuspruch.

Die Politik war sein Leben. Peter Tauber begann schon als Schüler mit seinem politischen Engagement. 1991 wurde er Mitglied der Jungen Union – da war er gerade mal 17.

Der gebürtige Frankfurter, beheimatet im Main-Kinzig-Kreis, machte in der Partei schnell Karriere. 

Pausen? Gab es nicht!

Dann die Krönung: Mit 39 Jahren Generalsekretär der CDU. Jahrelang ging es morgens um kurz vor 6 Uhr raus, Schluss war selten vor 22 Uhr. Pausen, Urlaube, Mußestunden gab es kaum. Von Montag bis Freitag unterwegs in Berlin, am Wochenende Veranstaltungen im Wahlkreis.

2017 laufen die Verhandlungen über eine erneute große Koalition. Tauber muss passen. Eine lebensbedrohliche Darmerkrankung zwingt ihn zum Stillstand.

Das Selbstbild, quasi unbesiegbar zu sein

Das ist für einen wie ihn besonders schmerzhaft. Es verträgt sich so wenig mit seinem Selbstbild, quasi unbesiegbar zu sein: erfolgreich im Beruf, ehrgeizig, jung, dynamisch, kerngesund und sportlich, schließlich läuft er Marathon.

Doch das alles zählt nicht mehr, wenn der Körper streikt. Ein Rollator hilft ihm beim Gehen, Pflegepersonal muss in der Nähe sein, um ihn zu stützen.

Ein Arzt sagt ihm auf den Kopf zu, was ihn krank gemacht hat

Der Arzt in der Reha sagt ihm auf den Kopf zu, dass ihn seine Lebensweise dorthin gebracht hat. Der Politiker kommt ins Grübeln. Er fragt sich, ob er überhaupt krank geworden wäre, wenn er früher achtsamer mit sich - und mit anderen - umgegangen wäre.

Warum ihm sein Glaube hilft

Was ihm hilft, ist sein Glaube. Besonders ein Bibelvers hat es dem Protestanten angetan: "Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Kreatur." (2. Korintherbrief 5,17)

Das bedeute nicht, dass jemand ein besserer Mensch wird, wenn er an Gott glaubt. Peter Tauber verstehe es so, dass jeder die Chance hat, jeden Tag neu anzufangen.

Neu anfangen setzt Abschied voraus

Und neu anfangen, das setzt voraus: Ich kann meinen bisherigen Platz getrost räumen, wenn es an der Zeit ist. Und schauen: Was ist jetzt dran?

Ich finde: Da tritt ein Politiker in Würde ab, der eingesehen hat, dass die Arbeit ihn auffrisst. Und dass es Anerkennung auch jenseits des Jobs gibt.           

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