Die Fragen lieben … wenn der Weg noch unklar ist

Annemaries Enkel Felix ist im Abi-Stress. Die schriftlichen Prüfungen liefen ganz gut. Jetzt lernt er für die mündlichen.
Dabei gehen ihm viele Fragen durch den Kopf. Was kommt danach? Soll er studieren? Oder soll er was ganz anderes machen? Seine Oma Annemarie fragt sich, wie sie ihren Enkel am besten unterstützen kann.
So wie ihr geht es vielen, die sich um die Zukunft ihrer Enkel oder Kinder Gedanken machen. Der Dichter Rainer Maria Rilke hat so einem jungen Menschen voller Zukunftsfragen mal geschrieben: „Ich bitte Sie, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben.“ Und Rilke schreibt weiter: „Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines (…) Tages in die Antwort hinein.“
Der Dichter war ein gläubiger Mensch. „Versuchen Sie, die Fragen selbst liebzuhaben!“ Er schrieb das dem damals 21-jährigen Franz Kappus. Der stand am Anfang einer Militärkarriere. Aber im Herzen wollte er Schriftsteller werden. Und er hat Rilke gefragt: Kann ich das? Soll ich das? Rilke hat ihm keine eindeutige Antwort gegeben – „mach es so oder so“. Rilke hat dem jungen Mann Mut gemacht, selbst seinen Weg zu finden. Die Antwort wird dann schon kommen. Franz Kappus ist tatsächlich Schriftsteller geworden. Er hat viele Romane und Drehbücher geschrieben.
Es ist nicht immer leicht, die Fragen liebzuhaben und darauf zu vertrauen, dass ich in die Antwort hineinleben werde. Es ist nicht immer leicht, darauf zu vertrauen, dass Gott einen guten Weg für mich hat. Das braucht Geduld. Und die haben junge Menschen oft nicht.
Wie gut, wenn es dann jemanden gibt, der ihnen keine Antworten vorschreibt, sondern die jungen Menschen bestärkt: Du wirst deinen Weg finden! Du kannst darauf vertrauen, dass die Antwort kommt.