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Die Buchmesse, Norwegen - und der Hunger
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Die Buchmesse, Norwegen - und der Hunger

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Heute ist der erste Publikumstag auf der Frankfurter Buchmesse. Gastland ist Norwegen. Kronprinz Haakon und seine Frau Mette-Marit waren per Zug zur Eröffnung der Buchmesse angereist. Aus der Fülle der norwegischen Bücher findet sich für jeden etwas Besonderes. Pfarrer Christoph Wildfang aus Arnoldshain ist von einem Buch aus Norwegen richtig gepackt. Dazu sein hr1 Zuspruch.

Ein Buch aus Norwegen zieht mich in seinen Bann. Es ist eine Graphic Novel, also ein Comic-Roman. Der junge norwegische Comic-Zeichner Martin Ernstsen hat das Buch „Hunger“ von Knut Hamsun aus dem Jahre 1890 in Bilder übersetzt. Es ist die Geschichte eines jungen, armen und hungrigen Schriftstellers in Kristiania, heute Oslo.

Vier Jahre lang hat Ernstsen an diesem Werk gearbeitet. Sein Zeichnen hat ihn viel gekostet. Hungern musste er nicht, aber er ging finanziell fast in die Knie.

Hunger - im reichen Norwegen?

Hunger und Norwegen, frage ich mich. Das ist doch so ein reiches Land. Schon aufgrund seiner Ölvorkommen. Im weltweiten Glücksindex liegt Norwegen ganz weit vorne. Auf Hamsuns Spuren führt Martin Ernstsen den Leser auf vielleicht heute unbekanntes Terrain. Hunger. Richtigen Hunger. Nicht nur Appetit.

Der Held der Geschichte heißt Knud Pedersen. Der hungrige Knud isst Holzsplitter und vergammelte Orangenschalen, die er auf dem Boden findet. Für uns heute kaum vorstellbar. Aber Hunger existiert weltweit. Tötet.

Gerade erst diese Woche hat die Deutsche Welthungerhilfe Alarm geschlagen: Die Zahl der Hungernden ist wieder gestiegen. 822 Millionen Menschen auf der Erde haben nicht genug zum Essen (Welthungerindex 2019). Während bei uns viele Vieles wegschmeißen.

Hamsuns Buch „Hunger“ als Graphic Novel zeigt in eindringlichen Bildern, wie Knud  sich hungrig einen Platz zum Schlafen irgendwo draußen suchen muss. Eine Stelle im Wald. Oder irgendeine Bank. Knud  schreibt mit einem Bleistiftstummel. Verkauft kurze Texte. Sein schlimmster Feind: Hunger.

Kämpfe, die jeder kennt

Die Zeichnungen in dem Buch schlagen mir in den Magen. Regen mich auf. Das Buch erzählt auch von Knuds inneren Kämpfen. Seinem Streben nach künstlerischer Anerkennung. Und nach Liebe.

Das sind Kämpfe, die alle Menschen ausfechten. Auch wenn sie körperlich satt sind. Der Roman „Hunger“ des Schriftstellers Knut Hamsun aus Norwegen. Ein altes Buch. Mit neuem Leben als Graphic Novel. Rüttelt auf. Sensibilisiert. Hunger. Hinschauen. Geben. Anders leben.   

 

 

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