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Lubentius oder die Erinnerung an einen Freund
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Lubentius oder die Erinnerung an einen Freund

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Der heilige Martin ist einer der bekannten Heiligen. Demnächst im November gehen an vielen Orten bei uns in Hessen wieder viele Kinder auf die Straßen mit ihren Laternen und denken an den Mann, der seinen Mantel mit einem Schwert geteilt hat und ihm einem Bettler gegeben hat. Nur wenige Menschen kennen aber einen Schüler von Martin, Lubentius hieß der. Heute ist sein Heiligentag im katholischen Jahreskalender. Der heilige Lubentius lebte wie Martin vor etwa 1700 Jahren. Das ist nun schon lange her. Und man hätte ihn vermutlich vergessen, wenn er nicht bei uns in Hessen, in der Gegend von Limburg und Marburg als Missionar unterwegs gewesen wäre. Wenn man heute über die Autobahnbrücke bei Limburg fährt und nicht zum berühmten Limburger Dom schaut, sondern auf die andere Seite, dann kann man seine Kirche sehen: St. Lubentius in Dietkirchen. Dort hat er seine letzte Ruhe gefunden. Diese Kirche ist eine der ältesten Kirchen in Hessen überhaupt. Man findet dort noch Bestandteile aus dem 8. Jahrhundert. 

Auch ich habe diesen heiligen Lubentius lange nicht gekannt. Und die Kirche auch nicht. Eines Tages aber wurde mein früherer Religionslehrer in dieser Lubentius -Kirche in Dietkirchen Pfarrer. Ich habe ihn besucht. Und ich habe Lubentius und die Geschichte dieser alten Kirche kennengelernt. Und es war bei mir und meinem Religionslehrer ein bisschen wie bei Martin und Lubentius. Mein Lehrer hat mir den Glauben näher gebracht und mich motiviert. Ja, er hat mich so sehr mit seinem Unterricht begeistert, dass ich wohl ohne ihn niemals Seelsorger geworden wäre.

Lubentius erinnert mich daran, wie wichtig es für mein Leben war, dass es da Menschen gab, die mich verstanden und mir einen Weg gezeigt haben. Das waren ganz sicher auch meine Eltern, einige katholische Priester, Lehrer – aber auch Freunde. Und das ist auch noch heute so. Manchmal brauche ich einen Ratgeber, einen Menschen, bei dem ich spüre: der kennt mich, der versteht mich, dem liegt was an mir, der will, dass es mir gutgeht, auf seinen oder ihren Rat kann ich hören. Und auch umgekehrt ist es so: Es gibt Menschen, die mir ihr Vertrauen schenken, ins Pfarrbüro kommen. Sie vertrauen sich mir an und manchmal suchen sie auch einen Rat.

Lubentius erinnert mich daran, dass ich manchmal Schüler und manchmal Meister bin. Manchmal brauche ich einen anderen. Und manchmal braucht ein anderer mich. Und so bereichern wir uns gegenseitig.

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