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Alles zählt
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Alles zählt

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel

Von allen Heiligen ist mir Martin von Tours der Liebste.  Sie wissen schon, das ist der Reitersmann, der in einer bitterkalten Winternacht mit einem Bettler seinen Mantel teilte. Ich mag ihn deshalb besonders gern, weil er so pragmatisch und nicht nur selbstlos sein gutes Werk tut. Er gibt nicht alles hin, so wie es andere Heilige tun, die für ihre Selbstlosigkeit bewundert werden. Er behält auch die Hälfte für sich. Aber das ist genug. Damit können sie beide überleben. Der Bettler muss nicht erfrieren und auch er selbst kommt ohne Schaden weiter.

Manchmal kommt er mir in den Sinn, wenn ich das Gefühl habe, viel zu wenig zu tun. Gerade um Weihnachten herum wurden wir ja immer wieder konfrontiert mit allen möglichen Notlagen in der Welt. Hilfsorganisationen unterschiedlicher Ausrichtung bitten um Unterstützung ihrer wichtigen Arbeit. Es gibt so viel zu tun. Und es fällt schwer, sich zu entscheiden ob und bei wem man seine Spende gibt. 

Auch in anderen Fragen geht es mir so. Ich weiß viel über Klimaveränderungen und die Auswirkungen unserer Lebensweise auf die Umwelt. Und doch lebe ich nicht konsequent. Ich tue zwar das eine oder andere. Ich bemühe mich, möglichst viel ohne Plastikverpackungen einzukaufen. Aber oft gelingt mir das nicht. Manchmal macht mir das ein schlechtes Gewissen.

Die Geschichte des heiligen Martin erinnert mich dann daran, dass auch die Hälfte gut ist. Das, was man tut, wird ja nicht schlechter, weil man noch mehr hätte tun können. Etwas tun ist besser, als gar nicht erst anfangen. Auch die halben Sachen und kleine Schritte können helfen. So habe ich letztes Jahr an Silvester beschlossen, möglichst keine Plastiktüten mehr in Läden zu nehmen. Eine ganz kleine Sache und ziemlich einfach. Vielleicht spare ich damit 100 Tüten ein. Aber wenn das 10 Personen machen, sind es schon tausend und bei hundert sind es zehntausend.

Es gibt viele dieser ganz kleinen Dinge. Man muss einfach irgendwo anfangen. Und dann ist es gut, sich etwas vorzunehmen, was man auch schafft, was man durchhalten kann. Inzwischen muss ich manchmal in meinem Haushalt nach einer Plastiktüte suchen, wenn ich tatsächlich mal eine brauche. Ein gutes Zeichen und ein gutes Gefühl. Auch die kleinen Dinge gewinnen Kraft und Bedeutung, wenn viele Menschen sie tun. Der heilige Martin machte es vor: man kann Gott und dem Leben auch durch halbherzige und kleine Dinge dienen.

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