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Sag mal "Bouillon"!
Bild: milczewsky

Sag mal "Bouillon"!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Herzlichen Glückwunsch, Janosch, zum Geburtstag! Der Schriftsteller und Zeichner Janosch, der eigentlich Horst Eckert heißt, wird heute 90 Jahre alt. Für Kinder und – das wird manchmal vergessen – auch für Erwachsene hat er Bücher geschrieben und illustriert.

Lebensweisheiten auf den zweiten Blick

Am bekanntesten sind sicher die Geschichten von den beiden besten Freunden, dem kleinen Tiger und dem kleinen Bären. Ich glaube, einige Generationen haben diese Kinderbücher gelesen, oder auch vorgelesen. Auf den ersten Blick sind es einfach warmherzige, schöne Geschichten mit farbenfrohen Bildern. Beim zweiten Hinschauen stecken aber auch richtige Lebensweisheiten drin.

Ach wie schön ist Panama

Ich habe heute Janosch zu Ehren seine bekannteste Geschichte und meine eigene Lieblingsszene ausgesucht. Erstmal die Geschichte: Da findet der kleine Bär beim Angeln eine Kiste, die ganz wunderbar nach Bananen duftet. Und auf der Kiste steht Panama. Und so wird Panama für die beiden, den kleinen Tiger und den kleinen Bären, zum Land der Träume. Eines Tages brechen sie dann auf, und sie machen sich auf die Suche nach diesem Land. Den Wegweiser basteln sie sich selbst aus der alten Kiste…. Unterwegs fragen sie immer wieder nach dem Weg und machen dabei allerlei Bekanntschaften. Sie erleben herzliche Gastfreundschaft und ein paar Abenteuer … und nach einer langen Rundreise kommen sie genau wieder zurück zu ihrem eigenen – inzwischen umgefallenen - Wegweiser. Panama, entziffern sie und freuen sich sehr, wohl am Ziel ihrer Reise angelangt zu sein. Sie entdecken ihr eigenes, in der Zwischenzeit etwas verfallenes Häuschen, das sie deshalb auch nicht gleich erkennen. Tiger und Bär richten alles liebevoll her und sind glücklich. „Ach wie schön ist Panama“ heißt das Buch.

Entdecke, das was du hast, mit anderen Augen

Nun zu meiner Lieblingsszene: Da bietet der kleine Bär dem kranken kleinen Tiger an, dass der sich zur Genesung sein Lieblingsessen wünschen darf. Nach zwei etwas ausgefallenen Wünschen, z.B. Springforelle mit Mandelkernsoße und Semmelbröseln, zu denen auch die Zutaten fehlen, sagt der kleine Bär: „Sag doch mal Bouillon“… und der kleine Tiger ruft: „Oh ja! DAS wollte ich sagen!“ Und das gibt es dann auch, und beiden schmeckt es ganz vorzüglich.

Ist das nicht wunderbar? Da malt uns Janosch eine bunte Welt der Freundschaft und der gegenseitigen Wertschätzung aus und vermittelt so eine positive Sicht aufs Leben. Er ermutigt zu Freiheit und Abenteuerlust, um dann zufrieden und mit neuen Perspektiven wieder heim kommen zu können.

Trotz schwerer Kindheit anderen Mut machen

Und all das, obwohl – oder vielleicht gerade weil - Janosch selbst eine schwierige und gewaltvolle Kindheit und Jugend hatte, damals in Oberschlesien kurz vor dem Krieg. Das hat er öfters in Interviews erzählt, und auch, dass die katholische Kirche dabei keine rühmliche Rolle gespielt hat. Deswegen steht er der Kirche auch zeitlebens sehr kritisch gegenüber. Dabei hat er sogar mal etwas Theologie studiert, und irgendwie spielt Gott dann doch immer wieder eine Rolle.

Schelmische Freude und ein wenig Genugtuung

Seit vielen Jahren lebt er auf einer Insel und verbringt die Zeit, wie er sagt, am liebsten in der Hängematte. Und bestimmt freut er sich schelmisch und spürt ein klein bisschen Genugtuung, wenn er hört, wie viele Brautpaare und Taufeltern sich in der Kirche neben dem Bibeltext noch eine Janosch-Geschichte wünschen, wegen der Menschenfreundlichkeit.

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