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Hals- und Beinbruch
GettyImages/Dustin Clusmann

Hals- und Beinbruch

Thomas Drumm
Ein Beitrag von Thomas Drumm, Evangelischer Pfarrer, Leiter der Akademiker-SMD, Marburg
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Es versprach, ein schöner Tag zu werden. Wir wollten hoch hinaus. Mein Freund Markus und ich. In die Berge. Auf zweieinhalbtausend Meter.

„Hals- und Beinbruch“, rief uns der Hüttenwirt zum Abschied hinterher. „Hoffentlich nicht“, meinte mein Freund. „Ich will meine Knochen beisammen lassen.“ Und dabei schaute er auf die Felsenrinne, durch die wir aufsteigen mussten – nicht ganz ungefährlich.

Ich habe geantwortet: „Den Segen lasse ich mir gerne sagen.“ Mein Freund schaut mich verwundert an. „Naja“, sage ich. „Keine Knochenbrüche, sondern mit heilen Knochen wieder zurückkommen – das hat uns der Hüttenwirt gewünscht. Hals- und Beinbruch ist ein alter jiddischer Segen.“ – „Das musst du mir erklären“, meint Markus. Das tue ich: „hatslokhe u brokhe“ – Erfolg und Segen – wünschen sich Juden, wenn sie vor einer Prüfung oder vor einer Herausforderung stehen.

Für Deutsche, die kein Jiddisch verstehen, muss das „hatslokhe u brokhe“ wie „Hals- und Bruch“ geklungen haben. So ist dieser Segen wohl in unsere Alltagssprache gekommen: Hals- und Beinbruch.

Markus und ich haben uns dann beim Aufstieg weiter darüber unterhalten, wozu Segen gut sein kann. Nicht immer bewahrt der Segen vor Brüchen, nicht vor Beinbrüchen und auch nicht vor Brüchen in Lebensentwürfen.

Aber im Segen wird mir zugesagt: Ich bin nicht allein. Gott ist da, und er begleitet mich in den Herausforderungen und auch dort, wo das Leben Brüche bekommt.

Am Abend – wieder zurück am Parkplatz, müde, erfüllt und mit heilen Knochen – sagt Markus zum Abschied: „Schön war’s. Bis zur nächsten Tour. Hals- und Beinbruch.“

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