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Wo ist mein Platz?
Bild: pixabay

Wo ist mein Platz?

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Es gibt manchmal Momente im Leben, in denen ich mich frage: Tue ich eigentlich gerade das Richtige? Und was ist überhaupt das Richtige? Wer sagt mir, was richtig und was falsch ist? Bei einer Wanderung gelange ich an eine Weggabelung, an der ich mich entscheiden muss: Gehe ich nach links oder nach rechts? Diese Entscheidung ist bei einem Gang durch die Natur nicht immer von weitreichender Dimension. Ich kann mir ja auch helfen lassen: Ein Navi kann aufklären, kann mir die Richtung weisen.

Bei den Weggabelungen in meinem Leben kann das Entscheiden schwieriger sein: Was mache ich aus meinem Leben? Wer kann mich dabei beraten? Gehe ich neue Herausforderungen ein oder gehe ich auf "Nummer sicher"? Wo ist mein Platz in meinem Leben? Ein Navi für solche Lebensentscheidungen wäre eine tolle Erfindung. Aber an solchen Weggabelungen bin ich oft selbst gefragt. Die Entscheidung kann mir niemand abnehmen.

Von einer ähnlichen Situation wird in der Bibel berichtet, im Lukas-Evangelium. Jesus sucht Gleichgesinnte, die mit ihm gemeinsam unterwegs sind, um den Menschen von Gott zu erzählen. Bei dieser Suche trifft er auf Simon, einen einfachen Fischer. Als Jesus Simon fragt, ob er ihn unterstützen könnte, zeigt sich dieser unentschlossen. Da sagt Jesus: "Fürchte dich nicht. Von nun an wirst du Menschen fangen." (Luk 5, 10)

Ja, so unentschlossen hätte ich wohl auch reagiert. Ich weiß nicht, was auf mich zukommt, wenn ich alles stehen und liegen lassen und etwas Neues wagen soll. Was wird das Neue bringen? Wird es gut gehen? Das Vertraute kenne ich, das gibt mir Sicherheit. Routine hilft, schafft Struktur. Aber das Neue kann Unwägbarkeiten mit sich bringen. Worauf lasse ich mich ein? Sich auf etwas Neues einzulassen, stellt immer eine Herausforderung dar. Und eine solche Herausforderung hat sicher immer zwei Dimensionen: das Reizvolle des Neuen und die Unsicherheit des Neuen. Was gebe ich auf? Welche neuen Erfahrungen können mich bereichern?

Simon wird von Jesus ermutigt. Der Fischer, der ein Leben lang Fische gefangen hat, wird jetzt "Menschen fangen". Sicher: Das klingt vielleicht etwas ungewöhnlich, vielleicht auch radikal. Das "Fangen" ist ja nicht als Jagd zu verstehen. Dieser Ausdruck ist eher symbolisch. Dieses Bild vermittelt das Anliegen: Geh auf Menschen zu. Erzähle ihnen, dass Gott sie schützt, dass er sie liebt. Das ist die positive Kraft unseres Glaubens. Natürlich gibt es zu dem Weg, den ich gerade in meinem Leben einschlage und gehe, viele Alternativen. Wenn ich mich also frage: "Wo ist mein Platz?" Dann kann ich vielleicht darauf besser eine Antwort finden, wenn ich zugleich frage: Wie kann ich durch mein Handeln anderen Menschen etwas Gutes tun? Dann gewinnt das, was ich tue, einen Sinn und erfüllt mich. Dann stimmt auch die Richtung

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