Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Was ist das denn für ein Heiliger?
Bild:Pixabay

Was ist das denn für ein Heiliger?

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
Beitrag anhören:

Ich gehe ja gerne Kirchen besichtigen, vor allem jetzt in Urlaubszeiten. Meine Familie findet mein Interesse an Kirchen manchmal anstrengend, aber letztlich gehen sie doch meistens mit. Mit meiner Tochter habe ich, als sie klein war, dann immer auch die Heiligenfiguren angeschaut, und schon bald konnte sie die wichtigsten Heiligen an ihren Attributen erkennen.

Was ist denn das für ein Heiliger?

Heilige werden meistens mit einem bestimmten Gegenstand dargestellt, damit man sie erkennt. Das sogenannte Attribut weist manchmal auf eine bedeutende Tat hin, wie zum Beispiel bei Martin von Tours, der oft auf einem Pferd sitzt und seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Oft ist der Gegenstand aber auch ein Hinweis auf das Martyrium, den gewaltsamen Tod des Heiligen: Wie zum Beispiel beim heiligen Andreas, der wegen seines Glaubens an einem x-förmigen Kreuz aufgehängt und zu Tode gefoltert wurde.

Einmal haben wir eine Kirche besichtigt und meine Tochter – damals im Kindergartenalter – hat mich gefragt: „Was ist denn das für ein Heiliger? Der da mit dem Grill?“. Ich musste ein bisschen lachen, obwohl die Geschichte eigentlich eher gruselig ist. Der Heilige Laurentius wird mit einem Rost dargestellt. Laurentius gehört zu den frühen Märtyrern in Rom. Der Legende nach wurde er im Jahr 258 am 10. August auf einem Rost über glühendem Feuer zu Tode gefoltert. Schon sehr bald gab es viele Legenden über ihn, und er wurde von den frühen Christen verehrt.

Heute muss ich an diese Frage meiner kleinen Tochter zurückdenken, denn heute, am 10. August, ist der Gedenktag des Heiligen Laurentius.

Vorbilder im Glauben

Ich habe mich seitdem aber immer mal wieder gefragt: Warum haben die Menschen damals so oft die Heiligen mit den Folterwerkzeugen dargestellt, die sie zu Tode brachten? Vielleicht wollten sie deutlich machen, wie groß deren Treue zum Glauben war, indem sie die Grausamkeit der Folter darstellten. Vielleicht war es für die Künstler damals einfacher so und eindeutiger, Typisches für Heilige darzustellen: Wie soll man auch inspirierende Predigten oder tröstende Worte schnitzen oder malen?

Ich finde es schade, dass mit den Heiligen auf diese Weise erstmal nur ihr grausamer Tod in Verbindung gebracht wird. Ich fände es schöner, wenn wir mehr von ihrem Leben erfahren würden.

Ich habe Verständnis für die Künstler damals – denn einem Heiligen sieht man seine Heiligkeit ja erstmal nicht an. Heilige sind ja erstmal ganz normale Menschen. Sie schaffen es aber, auf besondere Weise die Botschaft von Jesus zu leben. Sie sind Vorbilder im Glauben. Ich denke, das erkennt man eher am Reden und Handeln der Personen und weniger an irgendwelchen äußeren Zeichen.

Und überhaupt – es gibt so viele Heilige, die niemand kennt. Sie leben die Botschaft von Nächstenliebe, Versöhnung und Ermutigung ganz unspektakulär. Für den Arzt, der unentgeltlich Obdachlose behandelt, gibt es ebenso wenig eine geschnitzte Figur wie für die Lehrerin, die während Corona spätabends mit dem Fahrrad zu den schwächsten Schüler*innen fährt, um ihnen die Arbeitsmaterialien zu bringen und nach ihnen zu sehen. Für diese Menschen gibt es kein Denkmal – aber ihre Überzeugung und ihren Glauben drücken sie jeden Tag neu aus. Ganz ohne Martyrium.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren