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Morgenstund‘ hat Gold im Mund
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Morgenstund‘ hat Gold im Mund

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Morgenstund‘ hat Gold im Mund – Das Sprichwort behauptet, dass es sich lohne früh aufzustehen, weil das Arbeiten dann leichter fiele. Heute weiß man, dass Menschen von ihrem Biorhythmus her unterschiedlich sind. Es gibt die Lerchen und die Eulen: Die Lerchen stehen gerne früh auf und lernen und arbeiten morgens am effektivsten. Die Eulen gelten als Morgenmuffel, sind dafür aber in den Abendstunden produktiver. Auch wenn ich mich eher den Lerchen zurechne, muss ich zugeben, dass es mir im Sommer leichter fällt, frühaufzustehen. Im Winter geht man im Dunkeln aus dem Haus und kommt im Dunkeln wieder heim.

Egal, ob Winter oder Sommer, ob Lerche oder Eule – ich selbst kann auch etwas da­für tun, wie und in welcher Stimmung ich in den Tag starte. Neulich morgens bin ich mit der Kaffeetasse in der Hand hektisch durch die Wohnung gelaufen. Ich suchte meinen Schlüssel. Dann fiel mein Blick aus dem Fenster. Am Horizont ein roter Streif über den Dächern. Das erste Licht des Tages. Ich stand staunend vor diesem Natur­schauspiel. Die Dächer glitzerten wie mit Edelsteinen überzogen. Und aus den Schornsteinen stieg Rauch in die kalte, klare Luft. Ich habe den Kaffee ausgetrunken und mich an dem Bild dort draußen vor meinem Fenster gefreut. Dann erst habe ich die Suche nach dem Schlüssel fortgesetzt. Das Bild hat mich den Tag über begleitet. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei der Name Gottes gelobt (Psalm 113,3) – Diese Worte wurden vor langer Zeit gebetet und gesungen. Mit einem Mal aber klingen sie in mir und zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht: Ich fühle mich ge­borgen in Gottes Schöpfung.

Ich bin dankbar für solche Momente. Gerade, wenn es morgens dunkel ist und ich eigentlich viel lieber im Bett bleiben möchte, versuche ich mir nach dem Aufstehen einen Augenblick Ruhe zu gönnen. Nur ganz kurz. Ein Innehalten in der Morgen­routine, ein kleines Dankgebet, ein Lob Gottes. Wenn ich mir diesen Moment gönne, dann hat für mich die Morgenstund‘ tatsächlich Gold im Mund.

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