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Glückswege
Pixabay/Mariya

Glückswege

Sabine Müller-Langsdorf
Ein Beitrag von Sabine Müller-Langsdorf, Evangelische Pfarrerin, Zentrum Oekumene, Frankfurt
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Ich bin vor kurzem einen „Glücksweg“ gegangen. Den hat die Stadt Grünberg im Vogelsberg zum Wandern angelegt. 10 Kilometer, wunderbare Natur, ab und an Stationen zum Rasten mit Glückssymbolen: ein Hufeisen in die Bank eingelassen, zwei Glückspilze aus Holz, zu Hockern geschnitzt. Ein vierblättriges Kleeblatt markiert den Wanderweg.

Wann begegne ich dem Glück?

Hufeisen, Kleeblatt und Glückspilz sind äußere Zeichen des Glücks. Aber wie ist das mit dem Glück in mir? Wann begegne ich ihm? Wie kommt es daher?

Glück kommt überraschend

Von drei Begegnungen auf dem Weg möchte ich ihnen erzählen: Bergab auf ein Dorf im Tal zu kommt mir schnellen Schrittes ein Mann entgegen. Er fuchtelt mit den Armen und pfeift dann laut. Nicht zu mir, sondern zu einer Gruppe hin, die auf der anderen Seite des Tals ihren Weg zieht. Die Leute hören ihn nicht. Ich denke: der Pechvogel. Als ich dem Mann näherkomme, höre ich laute Gute-Laune-Musik aus einer Box, die er offenbar in seinem Rucksack mitschleppt. Der Mann grinst mich übers ganze Gesicht an, zeigt auf seine Freunde in der Ferne und sagt: „Die werden sich kaputtlachen. Dicke-Backe-Musik! Braucht kein Mensch, macht aber glücklich.“ Die Freude über seine Überraschung, die er seinen Freunden im Rucksack mitbringt, steht ihm ins Gesicht geschrieben. So ist das mit dem Glück als erstes: Es kommt überraschend. Lässt Freude überfließen.

Der rechte Ort, die rechte Zeit

Ein Stück weiter: milde Hügellandschaft mit wogenden grünen Feldern. Mir geht das Herz auf. Das Gras ist hochgewachsen, üppig und reif zum Mähen. Es soll trocken bleiben die nächsten Tage. Ein Bauer zieht mit dem Traktor Runder um Runde, mäht das Gras. Kann nichts für oder gegen das Wetter, nutzt den rechten Augenblick. Das gehört als zweites zum Glück: Der rechte Ort, die rechte Zeit. Nichts anbrennen lassen.

Glücksmomente miteinander teilen und genießen

Dann eine Bank. Zwei Frauen machen Rast. Sie haben eine Thermosflasche ausgepackt und lachen gerade schallend über irgendetwas. Glücksmomente zum Dritten: die Zeit teilen, miteinander unterwegs sein. Lachen und Pausen machen.

Das Schöne in Worte fassen

Ich grüße die beiden und sehe neben der Bank eine Art Stehpult aus Holz. Darauf ein vierblättriges Kleeblatt. Neugierig, wie ich bin, öffne ich das Pult. Darin liegt ein in Leder gebundenes Buch mit der Einladung, etwas übers Glück zu schreiben. Auch das eine tolle Idee: das Schöne in Worte fassen, erinnern, bewahren.

"Glück bedeutet, alles sehen, riechen und hören zu können, was Gott uns geschenkt hat"

Ein namenloser Eintrag in dem Buch lautet: „Glück bedeutet, alles sehen, riechen und hören zu können, was Gott uns geschenkt hat – Natur – die Welt. Wenn man mal auf alles achtet, was man hört beim Spazierengehen…die Vögel, den Wind, die Steine unter den Füßen… sehr schöne und beruhigende Klänge.“

Zum Schluss fordert die unbekannte Schreiberin oder der Schreiber mich als Leserin noch auf:  Lasst uns…dem Herrn für sein wunderbares Geschenk danken…“

 

Hier finden sie mehr Informationen zum Grünberger Glücksweg: www.gruenberg.de/rathaus-buergerservice/aktuelles/aktuelle-mitteilungen/2021/gruenberg-rundweg-wird-gluecksweg/

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