Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Freiwillig engagiert
Bild: RitaE/Pixabay

Freiwillig engagiert

Katrin Wienold-Hocke
Ein Beitrag von Katrin Wienold-Hocke, Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel
Beitrag anhören:

Ich rufe meinen ehemaligen Vorgesetzen an. Am Telefon meldet sich seine Frau. Sie sagt: "Mein Mann ist leider nicht zu Hause. Er ist beim Freiwilligen-Heimempfangskomitee." Ich bitte um einen Rückruf und lege auf.
Freiwilligen-Heimempfangskomitee – das geht mir nicht aus dem Kopf.
Ein ziemlich kompliziertes Wort - Ungetüm.

Freiwilligen-Heimempfangskomitee - was ist das?

Was sich wohl dahinter verbirgt?
Als er zurückruft, ist er noch ganz begeistert, ja aufgekratzt von seinem ersten Dienst. Eine gute Gelegenheit für mich, sofort nachzufragen, was er da tut.

Es ist eine gute Idee, natürlich. Endlich können und dürfen die Menschen in den Altenheimen wieder häufiger Besuch bekommen, bis zu zwei Personen am Tag, auf ihren Zimmern und im ganzen Haus. Das ist schön, und es macht viel Arbeit, denn die Besucherinnen müssen zuerst einen Schnelltest machen, ihre Adresse hinterlassen, weiterhin Masken tragen und die Hände desinfizieren – und dann erst ist der Besuch möglich.

Freiwillige engagieren sich

Das sicherzustellen kostet Zeit, Arbeitszeit, die im Altenheim kostbar ist, von Mitarbeiterinnen, die viel, oft zu viel zu tun haben. Mein ehemaliger Chef hatte angeboten: Wir könnten das als Freiwillige übernehmen, und er selbst würde das organisieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe, weil jeden Tag, 3 Stunden lang, verbindlich jemand da sein muss. Es hat geklappt, Menschen ließen sich ansprechen und haben sich verpflichtet, für 5 Altenheime diesen Dienst zu tun. Die Arbeit macht Spaß, sagt er, meine Frau ist auch dabei. Auf ihre eigene Gesundheit achten sie. Beide sind schon länger geimpft, weil sie über 80 sind.

Ein soziales Pflichtjahr für Menschen im Ruhestand?

"Ich bin für ein soziales Pflichtjahr", sagt mir eine andere Gesprächspartnerin. Sie ist gerade in den Ruhestand gegangen und hat sich verpflichtet, einen großen Verein zu leiten, Gott sei Dank.  Sie bringt genau das mit, was wir brauchen.

Sie findet, nach der Berufstätigkeit sollte jeder ein Jahr lang für das Gemeinwohl arbeiten. "Ich mache es gern – und wenn ich aufhöre, dabei Scherze zu machen, sagen Sie mir Bescheid."

Also doch lieber eine freiwillige Tätigkeit?

Frei von dienstlichen Pflichten, aber freiwillig engagiert- ich finde, das ist eine großartige Perspektive.

Unsere Begabungen und Kompetenzen einsetzen

Vertraut ist mir der Gedanke aus einem Gleichnis, das Jesus erzählt, das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden oder Talenten.

 Ein Hausherr gibt seinen Knechten unterschiedlich viel von seinem Vermögen ab und verlässt das Land. Als er wiederkehrt, fragt er, was aus seinem Vermögen geworden ist.  Er lobt die, die aus den Gaben etwas gemacht haben. Den Erfolg genau zu berechnen, ist ihm nicht so wichtig. Aber dass einer seine Talente aus Angst vergraben und nicht genutzt hat, das erregt seinen Zorn. So eine Verschwendung!

Begabung und Kompetenz für Andere einsetzen - das vermehrt die Lebensfreude.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren