Darfst du in der Kirche lachen?
Diese Woche sollte eigentlich ganz anders sein. Die Karnevalisten sollten das Sagen haben. Besonders in den Hochburgen des Karnevals im Rheinland, aber auch in so mancher Region in unserem Hessenland wird das schmerzlich vermisst. Fastnacht verdankt ihren Ursprung der bevorstehenden Fastenzeit, den sechs Wochen vor Ostern, in denen sich (die) Christen durch Buße, Fasten und Gebet auf das Osterfest vorbereiten. Bis die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt, sollte eigentlich noch einmal ausgelassen gefeiert werden, sollten Freude und Frohsinn den Alltag bestimmen. Doch wir kennen es schon: Corona verbietet es!
Christen und Karneval. Nicht selten können Menschen den Eindruck gewinnen, als ob die christliche Religion zwar eine frohe Botschaft verkündet, ansonsten aber für Lachen und Frohsinn nicht sehr viel übrig hat. Fragen Sie einmal einen Zeitgenossen, ob man in der Kirche weinen darf. Er wird dies sofort bejahen. Fragen sie ihn, ob man in der Kirche auch lachen darf, dann wird er zumindest zögern und wahrscheinlich Nein sagen. Dieser Auffassung waren sogar Theologen. Der bekannte Theologe Sören Kierkegaard hat einmal geschrieben: "In einer Religion, die das Leiden so sehr betont wie das Christentum, hat das Lachen keinen Raum."1 Das war zwar schon im 19. Jahrhundert, zeigt aber, wie einmal gedacht wurde.
So bleibt die Frage, ob Christenmenschen überhaupt ausgelassen Fastnacht feiern dürfen. Die Antwort ist für mich ganz klar: Ja, ganz bestimmt! Wenn es auch Theologen einmal anders gesehen haben, die christliche Botschaft ist durch und durch eine frohe Botschaft, die echten Grund zur Freude gibt. Deshalb darf ich lachen und auch ausgelassen fröhlich sein. Daher kommt es auch, dass Fastnacht und Karneval gerade in den christlich geprägten Regionen besonders gefeiert werden. Schade, dass das in diesem Jahr nicht geht.
1 Zitiert nach: Friedrich Bernack, „Es ist besser zu lachen als sich zu ärgern!“ – Vom Humor in der Bibel, Stuttgart (Kath. Bibelwerk) 2007, 5
