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Sprachassistenten
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Sprachassistenten

Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
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Schon als kleines Kind habe ich gelernt bitte und danke zu sagen. Und, das war gut so! Denn immer häufiger merke ich, dass das nicht mehr selbstverständlich ist und viele Dinge regelrecht eingefordert werden. Das ist dann nicht mehr höflich, sondern frech. Dabei geht etwas Wesentliches für das zwischenmenschliche Verhalten verloren. Die neuen technischen Errungenschaften wie Alexa und Siri, so scheint es mir, spielen dabei auch eine Rolle.
Woran ich das festmache? Vor ein paar Tagen habe ich meine elektronische Assistentin Siri nach den Öffnungszeiten eines Geschäfts gefragt. Prompt habe ich darauf eine Antwort bekommen und mich dafür instinktiv bedankt. Spontan kam mir dazu der Gedanke: Moment mal, warum bedankst du dich bei einem Computer? Dem ist das doch egal, ob ich danke oder bitte sage! Sofort war mir klar: Für mich macht es einen Unterschied, ob ich mit Meinesgleichen kommuniziere oder mit einem Computer. Ich muss gestehen, dass ich gleich darauf umso mehr überrascht war als Siri meinen Dank erwiderte: "Kein Problem". Beim Computer scheint die Erziehungsarbeit einfacher zu sein!
Da Menschen jedoch keine Computer sind, macht es für mich sehr wohl einen Unterschied, ob ich überhaupt bitte sage und vor allem: wie ich es sage! Denn neben den reinen Worten nehmen Menschen im Gegensatz zu Siri und Alexa auch Gefühle und Gesten wahr. Von daher scheint es mir wichtig darauf zu achten, gewisse Umgangsformen zu pflegen. So lasse ich auch bei meinen Kindern nicht locker und frage nach dem Wort mit dem doppelten "t", wenn sie mal wieder etwas zu flott haben wollen. Keine Frage, das kostet Ausdauer und Kraft - aber der Ton macht eben die Musik!
Was Kindern mühevoll anerzogen wird, kann für Erwachsene schon eine Hürde darstellen. Denn gerade "bitte" zu sagen, wenn ich um etwas bitte, kommt schon mal einem Eingeständnis von Schwäche gleich. Aber ist es wirklich ein Zeichen von Schwäche, wenn ich um etwas bitte? Das Lukasevangelium gibt darauf im 11. Kapitel folgende Antwort: "Bittet, dann wird euch gegeben". Diese Aufforderung Jesu macht mir deutlich: Bitten ist kein Zeichen von Schwäche – Bitten ist mutig und ganz und gar menschlich. In diesem Sinne: Bittet, dann wird euch gegeben. Und: Danke nicht vergessen!

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