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Dreikönigstag
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Dreikönigstag

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel

Oft fuhren wir am Anfang des neuen Jahres nach Südtirol. Jedes Mal gingen am Dreikönigstag die Sternsinger durch den kleinen Ort. Drei Jugendliche als Könige verkleidet mit einem Sternträger vorneweg. Sie marschierten durch den Schnee von Haus zu Haus und brachten den Menschen den Segen. CBM- die Abkürzung für Christus mansionem benedicat – schrieben sie über die Türen. Auf Deutsch: Christus segnet dieses Haus. Obwohl ich diesen Brauch kenne, wirkte es auf mich auch befremdlich, wenn die Jugendlichen zwischen den Pensionen, den Gasthöfen und den ganzen Skifahrern mit ihren bunten Anoraks und Pudelmützen unterwegs waren. Wie aus einer anderen Welt.

So fremd sind wohl auch die ersten Könige damals im Stall in Bethlehem den Menschen erschienen: dunkle Haut, fremde Kleidung, fremde Sprache. Und dazu der Geruch von Weihrauch und Myrrhe und der Glanz der Goldfäden in ihren Mänteln. Sie kamen vermutlich aus den Ländern, woher auch heute Menschen zu uns kommen. Aus Afghanistan oder Pakistan, vielleicht auch aus dem Iran oder dem Irak. Aus dem Morgenland eben. Damals waren diese Länder uns wissenschaftlich überlegen. Gerade in der Astronomie waren die Wissenschaftler uns weit voraus. Sie wussten viel über die Sterne und ihre Bahnen am Himmel.

Die drei Könige haben den besonderen Stern gesehen. Wie er aufging am Himmel. So hell und klar, dass sie sofort wussten: Das, was jetzt geschieht, ist nicht irgendein Ereignis in einem fernen Land. Nein, das geht alle Menschen an. Deshalb machten sie sich auf den Weg. Was werden sie wohl gedacht haben, als sie das Kind dann in dem ärmlichen Stall gefunden hatten? Dieses kleine Wesen will Herodes umbringen? Unfassbar. Maria, Josef und der kleine Jesus müssen nach Ägypten fliehen. – Vielleicht haben die kostbaren Geschenke der 3 Könige der heiligen Familie geholfen, die nötigen Mittel für die Flucht zu bekommen. Ich weiß es nicht, aber sie sind heil in Ägypten angekommen. Gott sei Dank.

Vor dem Hintergrund der vielen Flüchtlinge, die im letzten Jahr zu uns gekommen sind, gewinnt die die Weihnachtsgeschichte eine besondere Aktualität. Gerade die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland. Die Figuren sind alle bekannt. Aber wir sehen sie neu. Maria und Josef mit dem Kind, das sind Flüchtlinge. Herodes ein grausamer Machthaber, der sein eigenes Volk nicht verschont, wenn es um seinen Machterhalt geht. Die Wirte und Hausbesitzer haben keinen Platz: alles voll bei uns, hier kann keiner mehr rein. Aber die Könige verraten die kleine Familie nicht und retten ihr das Leben. Daran erinnern mich die Sternsinger, wenn sie heute bei uns durch die Straßen gehen. Und ich hoffe, dass wir für die Menschen, die hier Schutz und Heimat suchen, auch solche weisen Könige sind.

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