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Frankfurt rückt zusammen - Fremde sind Nachbarn
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Frankfurt rückt zusammen - Fremde sind Nachbarn

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda
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Frankfurt ist zusammengerückt. Am ‚Bombensonntag‘ vor einem Monat. Bei der Entschärfung der Weltkriegs-Bombe. 1,4 Tonnen Sprengstoff. Eine sehr gefährliche Angelegenheit. 60.000 Frankfurter müssen evakuiert werden. Ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Feuerwehr, Polizei, unzählige Helfer sind den ganzen Tag im Einsatz.
Aber nicht nur sie. Auch viele Frankfurter helfen ganz spontan. So wie Andy. Er hat zum Frühstück zu sich in seine Wohnung eingeladen. Wildfremde Menschen. Bewohner, die ab 8.00 Uhr morgens raus sein müssen aus ihrer Wohnung.
Andy hat liebevoll den Tisch gedeckt. Öffnet sein Zuhause und sich. Für die, die da kommen.
Warum tut Andy das, fragt ihn die Berichterstatterin des Hessischen Rundfunks. „Fremde sind Nachbarn“ ist Andys Begründung. Für sein soziales Engagement. Für seine Gastfreundschaft. Für die Nächstenliebe.
Für Andy ist das selbstverständlich und nichts Neues. Eher beiläufig erwähnt er, dass er regelmäßig bei der Armenspeisung mitmacht. Organisiert von der Kirchengemeinde St. Josef.
„Fremde sind Nachbarn“ So einfach ist das. Ich helfe, wo ich kann. Der Hilfsbedürftige wird mir zum Nächsten. Auch wenn ich ihn nicht kenne.
In der Not muss man doch zusammen rücken.
Und wer weiß – das nächste Mal brauche ich vielleicht einen, der in mir seinen Nachbarn sieht. Seinen Nächsten. Und mir hilft.

Aus Fremden werden Nachbarn. Mitmenschen. Nächste.
Wo das geschieht, da vergeht die Nacht der sozialen Kälte und des Egoismus. Da wird es Tag.
Ich denke, das meint die jüdische Legende auch, die einen Rabbi auf die Frage, wann der Tag beginnt, antworten lässt:
»Die Nacht hört auf, wenn du in ein menschliches Gesicht schaust,
und es wird heller Tag, wenn du in diesem Gesicht deinen Bruder erkennst. «

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