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Erzählt von mir
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Erzählt von mir

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Heute vor drei Jahren ist meine Mutter gestorben, an einem Sonntag. Plötzlich, unerwartet - und das Schlimmste: Ich war nicht dabei. Mit meinen Söhnen und meinem Mann war ich auf einer kanarischen Insel und wollte meinen Geburtstag feiern. An diesem Sonntag saßen wir im Gottesdienst der deutschen evangelischen Gemeinde. Ich weiß noch, dass mir der Chor mit seinen kräftigen Stimmen imponiert hat.

Die Mutter stirbt überraschend

Wir traten vor die Tür - in gleißendes Sonnenlicht. Ich holte mein Handy aus der Tasche und sah, dass jemand angerufen hatte. Auf dem Anrufbeantworter war die Stimme meines Bruders zu hören, er bat mich, umgehend zurückzurufen. Das machte ich sofort.

Im Sonnenschein ist es kalt

"Mami ist vor einer Stunde gestorben. Plötzliche innere Blutungen. Die Ärzte konnten nichts machen." Ich stand im Sonnenschein und mir war kalt. Wir fuhren sofort zum Flughafen. Am nächsten Mittag waren wir zu Hause.Der Tod unserer 84jährigen Mutter war, wie sich herausstellte, die späte Folge einer bestens verlaufenen Operation. Wir alle waren geschockt.

Alles zu organisieren lenkt ab

Gott sei Dank gab es viel zu tun. Als erstes der Termin mit dem Bestattungsunternehmen. Das tat gut! Die Leute dort verstehen etwas von ihrem Geschäft. Die Mitarbeiterin fand den richtigen Ton. Auch das Gespräch mit der Pfarrerin war tröstlich. Sie kannte unsere Mutter, weil sie sich in der Kirchengemeinde engagiert hatte. Dann mussten wir Gästelisten erstellen für die Trauerfeier, ein Lokal aussuchen und das Essen.

Die große Leere nach der Beerdigung

Schlimm wurde es, als all das getan war. Ich erinnere einen dumpfen Schmerz. Wir Geschwister räumten ein paar Monate später das Haus aus. Dabei entdeckten wir drei, dass jeder von uns die Mutter anders gesehen hatte, jeweils aus seinem Blickwinkel. Wir erzählten uns Geschichten, unsere Mutter stand lebendig vor uns.

Heitere Erinnerung

Es gab viele Momente in diesen drei Jahren, in denen ich an meine Mutter gedacht habe. Oft musste ich lächeln. Auf ihrer Trauerkarte stand der Spruch: "Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig, sondern habt den Mut, von mir zu erzählen und auch zu lachen. Lasst mir einen Platz zwischen euch, so wie ich ihn im Leben hatte." Das machen wir, Mami! Damit geht es uns besser.

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