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Wem vertraue ich?
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Wem vertraue ich?

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Zwei Eremiten hatten vor ihrer Einsiedelei jeder einen Olivenbaum gepflanzt.  "Herr", bat der eine, "sende Regen, dass mein Bäumchen Wurzel fassen kann!" Der Herr erfüllte die Bitte. "Nun darf die Sonne scheinen", sagte der fromme Mann. "O Herr, lass den Himmel sich klären!" Da kam die Sonne und erwärmte die feuchte Erde. "Wenn jetzt doch der Frost kommen möchte", dachte er eines Tages, als er das Gefühl hatte, der richtige Zeitpunkt sei gekommen, "damit die Rinde stark wird!" Am nächsten Tag hatte sich ein silberner Reif auf das Bäumchen gelegt.

Viele Bitten an Gott

Das Bäumchen ging im kommenden Frühjahr ein. Niedergeschlagen besuchte der Mann den Eremiten-Kollegen. "Dein Baum wächst und gedeiht, und meiner ist eingegangen, trotz allem!", klagte er. Was denn er getan habe für diesen Erfolg?

"Ich habe mein Bäumchen ganz in Gottes Hand gestellt"

"Ich habe mein Bäumchen ganz in Gottes Hand gestellt", sagte der. "Denn ich dachte mir, Er, der die Bäume erschaffen hat, muss am besten wissen, was sie brauchen. So habe ich Gott keinen Rat erteilt und keine Bedingungen gestellt, sondern nur gebetet, dass er sich des Bäumchens annehme."

Vertrauen ist eine gute Grundlage

Vertrauen ist also eine gute Grundlage. Wenn das nur immer so einfach wäre zu vertrauen. Das fängt ja schon bei den eigenen Kindern an mit dem Vertrauen.

Loslassen ist schwierig

Wenn ich mit meinem Sohn telefoniere, kann ich es nicht lassen, ihn zu fragen: Hast du genug gegessen? Hast Du einen Impftermin ausgemacht? Denkst Du daran, dass Dein Personalausweis bald abläuft? „Ja, ja,“ sagt mein gelassener Sohn dann immer sehr belustigt, „ich ziehe Mütze und Schal an, Muddi“. Loslassen ist eine schwierige Angelegenheit, das merke ich immer wieder.

"Der Herr wird’s schon richten!"

Der Junge ist lange schon erwachsen. Warum kann ich nicht einfach mal den Mund halten und darauf vertrauen, dass er die Dinge gut regelt? Wie war das in der Geschichte? Keinen Rat erteilen und keine Bedingungen stellen – einfach mal machen lassen.  Und auf Gott vertrauen – das ist ohnehin ein kluger Rat, damit lebt es sich leichter. Wie sagte meine weise Oma immer? Der Herr wird’s schon richten!

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