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Erinnern ist trügerisch aber schön
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Erinnern ist trügerisch aber schön

Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg
Ein Beitrag von Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Marburg
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„Das gibt es doch nicht – als ich in deinem Alter war, da hatte ich immer nur Zweien in Bio. Weil ich regelmäßig gelernt habe!“
Es geht wieder einmal hoch her bei uns zu Hause – Mama lernt mit dem Ältesten für die nächste Biologiearbeit und es läuft nicht so recht.  Da bleibe ich lieber in der Deckung.
Der Ton wird schärfer, Streit ist vorprogrammiert. „Heute Abend schauen wir uns das noch einmal an!“ Das klingt dann eher wie eine mütterliche Drohung.
Abends sieht die Welt dann aber ganz anders aus. Eine geduldige und verständnisvolle Mutter hilft dem Sohn da, wo er Fragen hat. Von Vorwürfen keine Spur mehr - eher Solidarität.
Was war passiert?
Nun, beim Raussuchen alter Übungsarbeiten fiel der Mama ein altes Biologiearbeitsheft aus ihrer Schulzeit in die Hände. Von wegen „ich hatte immer nur Zweien“ – da war fast alles vertreten, was auch die hintere Notenskala so hergibt.
Als ich mit meiner Frau darüber rede, stellen wir fest: Unsere Erinnerungen trügen manchmal. Da ist schon mal der Wunsch Vater des Gedanken, wie wir so oft sagen. Unsere Erinnerungen schönen unsere Leistungen doch oft ein bisschen.

Da war man beim Laufen schneller, beim Springen höher, in der Schule erfolgreicher. Misserfolge hingegen blendet das Gedächtnis schnell mal aus.
„Früher war alles besser“ – zumindest in unserer Erinnerung.
Das ist eigentlich ja auch ganz gut so. Ein Gottesgeschenk. Erinnern ist schön!
Nur sollte ich andere nicht damit unter Druck setzen oder die Gegenwart schlechter machen als sie ist. In der Bibel rät der Prediger Salomo (Kapitel 3) sinngemäß: Genieße das Gute in seiner Zeit.
Auch wenn der Sohn nicht so regelmäßig lernt und im Fach Bio Fragen hat!.

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