Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Vom Verlieren und Gewinnen
Bild: Pixabay

Vom Verlieren und Gewinnen

Martina Patenge
Ein Beitrag von Martina Patenge, Katholische Referentin für Glaubensvertiefung und Spiritualität, Kardinal-Volk-Haus Bingen
Beitrag anhören:

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?“ (Markus 8,36) Diese Frage steht schon in der Bibel. Jesus hat sie gestellt. Er war drei Jahre lang mit seinen Jüngern unterwegs von Ort zu Ort. Hat gepredigt, Kranke geheilt und Trauernde getröstet. Aber wenn ihm alles zu viel wurde und er erschöpft war, hat er sich zurückgezogen an einen einsamen Ort. Dort hat er sich Zeit genommen um zu beten. Er tat es für sich, um sich nicht in dem Vielen zu verlieren.

Sie spüren irgendwann wieder zu sich selbst

„Ich glaube, ich habe mich selbst verloren“. Diesen Satz höre ich öfter, wenn Menschen zu uns ins Exerzitienhaus kommen, in dem ich arbeite. Und oft laufen dann schon die Tränen. Diese Gäste spüren sich nicht mehr richtig. Sie haben vielleicht zu lange zu viel gearbeitet, sich in Krisen aufgerieben oder überfordert. Aber allein das Angebot, darüber sprechen zu dürfen, ist schon eine erste Hilfe. Und dann spüren sie als erstes irgendwann endlich wieder sich selbst. Dass sie traurig sind, müde und voller Schmerz. Von da an kann es bergauf gehen. Es berührt mich sehr, dass auch vor langer Zeit Menschen das Gefühl hatten, „sich selbst zu verlieren“.

Jesus an meiner Seite reicht mir

Heutzutage ist manchmal diese Not so groß, dass ein paar Tage Auszeit nicht ausreichen. Dann braucht es therapeutische Hilfe, vielleicht auch eine Reha. Oft aber können mehrere Tage Stille und Einkehr schon viel bewirken. Dann kann jemand erst mal ausruhen, in sich hineinhorchen, einmal nichts tun. Durch das Nichtstun ist es wieder möglich, mehr über das eigene Leben nachzudenken, zu meditieren und zu beten. Und sich wieder zu spüren. In all dem kann jemand entdecken: Jesus will mein Freund sein. Er geht mit mir durch mein Leben. Er ermuntert mich, mehr in die Tiefe zu schauen. Das ist so, wie wenn der Blick von der äußeren Welt weg und eher auf die innere Welt geht. Und mir zeigt: Mit Jesus an meiner Seite bin ich genug. Ich muss gar nicht immer noch mehr rackern und suchen und die halbe Welt gewinnen wollen.

Das ist eine großartige Entdeckung.

 

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren