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Die Gartenschere

Die Gartenschere

Ein Beitrag von Sandra Matz, Pfarrerin, Evangelisches Gemeindenetz an der Nördlichen Bergstraße, Alsbach

Ich bin seit Kurzem Gärtnerin. Wir sind umgezogen in ein kleines Häuschen – mit Garten. Jetzt weiß ich: so ein Garten, der muss gepflegt werden. Unser Garten zum Beispiel hat ein Efeu- Problem… und wer schon einmal versucht hat, Efeu zu entfernen, der weiß, wie schwer das ist. Die Wurzeln dieser Pflanze verbreiten sich weitflächig – kurz: sie überwuchern alles andere und sind hartnäckig. Deswegen ging ich in den Baumarkt und suchte nach einem geeigneten Werkzeug dafür. Eine Gartenschere! Anfangs ist mir dieses Ding nicht so geheuer… „Au weia!“ denke ich, die ist ganz schön groß und ziemlich scharf. Mittlerweile ist sie jedoch zu meinem Lieblings-Gartengerät geworden.

Zuerst setzte ich sie ganz zaghaft ein, denn es tut mir fast leid, das Efeu einfach so wegzuschneiden. Aber seit dem ich gemerkt habe, wie viel Licht und Luft diese Pflanze allen anderen Blumen im Beet nimmt, fällt es mir immer leichter die Gartenschere zu schwingen. Das ist durchaus anstrengend. Aber es lohnt sich: Der Garten atmet auf.

Mitten bei der Arbeit kommt mir die Frage: Wie sieht es eigentlich in meinem Seelengarten aus, in meinem Inneren? Da gibt es doch auch Dinge, die mit einer Efeupflanze vergleichbar sind. Zum Beispiel der eigene Anspruch, alles perfekt machen zu müssen. Der nimmt mir hier und da die Freude an den alltäglichen Dingen. Denn; was ist schon perfekt?

Diesen Anspruch aber loszulassen – das ist mindestens so anstrengend wie Efeuwegschneiden. Das kann nämlich heißen: Ein bisschen Unordnung zu Hause mal aushalten und nicht ständig alles ordentlich hergerichtet zu haben. Wo mir gelingt, mal Fünf gerade sein zu lassen, hab ich auf einmal Zeit, zum Spielen mit den Kindern oder für ein gutes Gespräch. Dann atmet meine Seele auf und es wird hell. Ich finde: Gartenarbeit lohnt sich. Und Arbeit im Seelengarten erst recht.

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