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Ein Brettspiel zu mehreren spielen ist gut

Ein Brettspiel zu mehreren spielen ist gut

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Vor einigen Monaten haben wir in Schmitten im Taunus ein monatliches Café für Flüchtlinge aufgemacht. In unserem kleinen Ort gibt es ungefähr 80 Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Es werden sicher noch mehr werden. Der Treff richtet sich an Flüchtlinge und die, die diesen Heimatlosen helfen möchten.

Viele kommen. Manchmal haben wir bis zu 70 Gäste. Es gibt Kuchen, Tee und Kaffee und Gespräche. Willkommenskultur hautnah. Fröhliches Treiben. Es kommen auch viele Hilfsangebote, und sie werden dankbar aufgenommen. Einmal sah ich einen Jungen aus dem Irak mit einem deutschen Brettspiel: Mensch ärgere dich nicht.

Er spielte alle Farben alleine. Die Blauen, die Gelben und die Roten. Mit sich und gegen sich selbst. Er würfelte auch für alle – die nicht mit ihm spielten. Das habe ich Jugendlichen in der Konfirmandengruppe erzählt. Beim nächsten Mal waren sie auch im „Willkommens-Café“. Nicht nur zum Brettspiel. Aus einem Samstagnachmittag wurde viel mehr. Einfach so: sie haben die Jugendlichen aus Syrien und dem Irak, aus Somalia zum Kicken eingeladen.

Sport verbindet. Sie haben sogar ein richtiges Freundschaftsspiel mit 22 Kickern von hier und von kickenden Flüchtlingen organisiert. Ohne das an die große Glocke zu hängen. Das hat mich beeindruckt. Etwas sehr Schönes hat auf diese Weise ganz klein begonnen. Jugendliche haben intuitiv getan, was getan werden kann. Ein paar Wochen zuvor erst hatten wir im Konfirmandenunterricht eine biblische Geschichte als Pantomime gespielt.

Auch eine ganz einfache Geschichte, die man wortwörtlich mit der Bibel als Drehbuch spielen kann. „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ steht da (Matthäus 25,40). Eine klare Botschaft. Nicht auf die großen Reden warten. Oder, dass irgendjemand anderes etwas tut. Denn das weiß ich auch: Es gibt immer gewichtige Gründe, etwas Gutes nicht zu tun. Keine Zeit. Andere Verpflichtungen. Eine Sache der Prioritäten, wie man so schön sagt.

Jugendliche aus Schmitten haben das mit den Brüdern und Schwestern aber ernst genommen. Und den einsam spielenden Jungen aus dem Irak haben sie in ihre Gemeinschaft genommen. Freundschaftlich, brüderlich. Gespielt, gekickt, gelacht. Wie mit einem Bruder.

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