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Hessen-Challenge
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Hessen-Challenge

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Gedern im Vogelsberg. Gerade kommt Leben ins evangelische Gemeindehaus. Es ist das erste Etappenziel der „Hessen Challenge“. Bevor die Radfahrer eintreffen, ist der Begleitbus da und junge Leute räumen Taschen aus, Isomatten und Lebensmittel. Dann kommen die Radler von ihrer ersten Tagestour. Ein paar klatschen sich zufrieden ab, und spielen im Garten Volleyball. Manche stellen sich an zum Duschen. Aus der Küche riecht es schon nach angebratenen Zwiebeln für das Abendessen.

Christian Leibner ist evangelischer Jugendreferent in Schotten. Er erzählt: Eigentlich waren es zwei Ideen, die zur „Hessen Challenge“ verschmolzen sind. Den Jugendlichen in Schotten wollte er eine Herausforderung bieten: Eine Radtour vom höchsten Punkt Hessens, der Wasserkuppe, bis zum tiefsten, Lorchhausen am Rhein. 215 km in drei Tagestappen. Da sind aber auch die fünfzig jungen Leute, die als Flüchtlinge in Schotten leben. Die wollten die einheimischen Jugendlichen willkommen heißen, so wie Christus das in der Bibel sagt:

„Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25,35). Sie hatten die Gleichaltrigen aus Syrien und Eritrea schon in ihr Jugendhaus eingeladen. Auf dieser Radtour wollten sie ihnen nun das Land zeigen, in dem sie jetzt zuhause sind. Theodros ist einer von ihnen. Er spricht ein bisschen englisch, nicht nur arabisch wie die acht anderen Flüchtlinge, die bei der „Hessen Challenge“ dabei sind. Er erzählt: Aus Eritrea ist er nach Äthiopien geflohen.

Über viele Wege und Umwege hat er es von dort nach Deutschland geschafft. Über Gießen ist er nach Schotten gekommen. Von seinen Freunden hat man ihn getrennt.„Ich bin froh, heute dabei zu sein“, sagt er. „Die Leute sind sehr nett zu uns, sie behandeln uns wie ihre Familie.“ Den ganzen Tag Radfahren, das war für ihn natürlich eine Challenge, eine Herausforderung, aber eigentlich ist es sein ganzes Leben in Deutschland auch. Deutsch lernen möchte er, eine Ausbildung beginnen und dann einmal eine Familie haben. Thedi, wie ihn alle nennen, lächelt,

verabschiedet sich und hilft weiter beim Tischdecken. Privatleute und Firmen haben die „Hessen Challenge“ gesponsert. Für jeden geradelten Kilometer spenden sie für die Flüchtlingsarbeit. Dadurch können junge Leute aus Schotten und Flüchtlinge aus anderen Teilen der Welt erleben, was es heißt zu teilen:essen und trinken, sich anstrengen und sich ausruhen, spielen, reden und lachen.

Toll, wenn die Flüchtlinge später einmal sagen: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ (Matthäus 25,35).

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