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Siebter Himmel, Teil 2

Siebter Himmel, Teil 2

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Ihren Rosenkrieg hatten sie in zwei Büchern öffentlich gemacht. Christian und Bettina Wulff schenkten sich nichts. Dazu von anderen die verdeckte Schadenfreude über „Die da oben“. Erst der berufliche Absturz, und dazu noch die junge attraktive Frau weg. Zwei Jahre Trennungs- und Scheidungsgeschichten.

Am Donnerstag die überraschende Wende. Eine Illustrierte titelt: „Sie sind wieder ein Paar“. Mit Fotos der beiden wie frisch verliebt. Es heißt, sie wollen nun bis ans Lebensende zusammenbleiben.

Für mich ist das eine Hoffnungsgeschichte. Eine festgefahrene Sache muss nicht so bleiben. Es gibt einen neuen Anfang. Was?, fragt man sich. Das ist doch unglaublich! Wie soll das gehen, nach all den Verletzungen?

Der Weg zum Neuanfang war sicher nicht einfach. Dazu gehört: Nicht flüchten. Sich eigene Fehler eingestehen. Nicht nur auf den anderen zeigen: Der oder die ist an allem Schuld. Es gehört Mut dazu, zu fragen: Was habe ich falsch gemacht? Und sich den eigenen Schattenseiten stellen. Das ist der erste Schritt: Schuld und Scham standhalten.

Dann geht der zweite Schritt: Vergebung. Den anderen bitten, mir zu vergeben. Und auch mir selbst versuchen zu vergeben. Mit dem festen Wunsch: Lassen wir uns nicht leiten von den Frustrationen von gestern und vorgestern. Lassen wir‘s hinter uns. Man muss nicht vergessen, was falsch und schlimm gewesen ist. Aber man kann verhindert, dass es Zukunft bestimmt.

Gibt’s eine Grenze beim Verzeihen? Ist nicht manches unverzeihlich? Gab es nicht auch neue Freunde und Freundinnen inzwischen?

Jesus hat gewusst: Das kurze Wort „Vergebung“ ist ein langer und steiniger Weg. Er sagt seinen Jüngern, wie oft wir vergeben sollen: „Nicht siebenmal, sondern siebzigmal sieben Mal“ (Matthäus 18,22). Und während man noch rechnet, wird klar: Oft, sehr oft, in Zahlen nicht zu fassen – so oft sollen und können wir verzeihen, vergeben und neu anfangen. Jesus traut’s den Menschen zu. Auch mir, wenn es nötig ist. Der Weg kann gelingen. Schön, wenn die Wulffs ihn gehen.

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