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Kinder und Eltern brauchen Liebe statt Stress

Kinder und Eltern brauchen Liebe statt Stress

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Diese neue Studie ist schon eine Offenbarung. Gefragt wurde danach, wie heute Mütter und Väter, die Kinder unter 12 Jahren haben, ihre Elternrolle wahrnehmen. Vor vierzehn Tagen sind die Ergebnisse veröffentlicht worden.

Neu war für mich nicht, dass der Eltern-Alltag aus Eile, Hetze und Zeitdruck besteht. Erschütternd finde ich, dass die meisten Mütter und Väter wissen, dass sie selbst es sind, die sich diesen Druck machen. Oder wie die Schauspielerin Anke Engelke es ausdrückt: „Wir Eltern machen uns massiv in die Hose!“ Die Eltern haben so hohe Ansprüche an sich als Eltern, die alles richtig machen wollen, die das Beste für ihre Kinder erreichen wollen, dass sie unter diesem Dauerstress förmlich zusammenbrechen.

Ich habe mit ein paar befreundeten Eltern darüber gesprochen, wie das bei uns aussieht. Was wir uns für unsere Kinder wünschen. Wir wollen im Grunde alle dasselbe: Wir möchten, dass unsere Kinder erfolgreich sind, dass sie gut sind in der Schule, zu den besseren gehören, denen, die weiterkommen, die leistungsstark sind.

Manche Eltern konfrontieren mit diesem Denken auch die Schule. Wird da auch genug Leistung gefordert? Manche Mütter bitten die Lehrer, dass sie von ihren Kindern mehr verlangen, den Druck erhöhen und Hausaufgaben auch über die Ferien geben. Der Regisseur und dreifache Vater Sönke Wortmann hat zu dem Thema gerade einen Film gedreht. Und er fragt , ob in der Schule nicht viel stärker als Grammatik und Mathematik anderes vermittelt werden müsste: Umweltbewusstes Verhalten etwa. Oder auch, wie man gesundes Essen kocht. Soziale Verantwortung und Humor zum Beispiel.

Das finde ich sympathisch. Denn es stimmt doch: neben der Leistungsfähigkeit gehören ja noch ein paar andere Faktoren zu einem glücklichen Leben. Etwa, dass Kinder Gefühle zeigen können. Und sich geliebt wissen. Dass sie träumen können und mutig sind. Und für mich gehört zum Glück der Menschen, dass sie einen Halt für sich entdecken, dem sie sich auch jenseits von Schule und Eltern anvertrauen können.

Aber langsam: Es geht jetzt nicht darum, den perfektionistischen Eltern noch weitere fünf Erziehungsziele auf die Agenda zu schreiben. Im Gegenteil: die gestressten Mütter und Väter müssen und dürfen sich entspannen. Denn fast alle Kinder, auch das ist ein Ergebnis der neuen Studie, sagen: „Meine Eltern lieben mich so, wie ich bin.“ Und das könnten sich ja vielleicht auch die Eltern sagen: „Unsere Kinder lieben uns so, wie wir sind!“

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