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Kitzeln an Davids Wade
Bild: Pixabay

Kitzeln an Davids Wade

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Von meiner Oma gibt es ein wunderbares Foto. Bei einer Italien-Rundreise hatte sie mit ihrer Reisegruppe auch Station in Florenz gemacht und die Galleria dell’Accademia besucht. Hier steht die berühmte Statue des David von Michelangelo. David: Das ist der berühmte König von Israel, von dem das Alte Testament erzählt. Und königlich ist auch die Statue: Fünf Meter ist sie hoch und fast sechs Tonnen schwer, aus strahlend-weißem Marmor. Die Statue ist eine der berühmtesten Skulpturen der Kunstgeschichte. Meine Oma aber zeigt davor nicht besonders viel Respekt. Auf dem Foto steht sie da in einem Sommerkleid, lächelt und kitzelt die Statue mit ihrer Hand an der Wade. Eine große Leichtigkeit geht für mich von diesem Foto aus.

Wer war dieser David?

An dieses Foto denke ich heute ganz besonders, denn heute wird in der katholischen und evangelischen Kirche an diesen König David erinnert. Aber wer war dieser David, über den das Alte Testament so ausführlich erzählt? Mir ist gar nicht so klar gewesen: Dieser David hatte ziemlich viele unterschiedliche Facetten. Facetten, von denen ich bisher gar nichts wusste. Denn über diesen David gibt es in der Bibel viele Geschichten, Geschichten mit Licht und Schatten, Sieg und Niederlage, Glück und schwerer Schuld.

Da gibt es auch eine dunkle Seite

Da ist natürlich der Hirtenjunge David, der mit einer Steinschleuder den riesenhaften Goliath tötet. David gegen Goliath: der Kleine besiegt überraschend den Großen – das ist ja eine bekannte Redewendung. Und diese Geschichte habe ich schon in meiner Kinderbibel gelesen. Da ist aber auch David der König, ein strahlender Kriegsheld, der Jerusalem zum religiösen Zentrum seines Königreichs macht. Und es ist sicher diese glänzende und strahlende Seite Davids, an die die Statue von Michelangelo erinnert. Aber: Da gibt es auch eine ganz dunkle, ja brutale Seite: Als sich David in die Ehefrau eines seiner Offiziere verliebt und diese von ihm schwanger wird, schickt er den Offizier an die vorderste Kriegsfront. Der Offizier stirbt, und David heiratet die Witwe. Eine Tat, die nicht ohne Folgen bleibt. Denn Gott straft ihn: Sein Kind stirbt bei der Geburt.

Gott und Glauben...nicht nur ernst und schwer

Und dann gibt es da noch die unbeschwerte Seite von David. Sie zeigt sich, als er die Bundeslade mit den zehn Geboten nach Jerusalem holt. Die Bundeslade: Sie ist das größte Heiligtum der Juden. Und was macht David? Er senkt nicht ehrfurchtsvoll den Kopf. erSondern er lässt seinen Gefühlen freien Lauf und tanzt. Tanzt vor Freude, tanzt zur Ehre Gottes. Wörtlich heißt es in der Bibel: „Und David und ganz Israel tanzten vor dem Herrn her mit aller Macht im Reigen, mit Liedern, mit Harfen und Psaltern und Pauken und Schellen und Zimbeln.“ (2. Samuel 6). Diese Seite Davids zeigt mir: Gott und Glauben, das ist nicht nur ernst und schwer. Gott und Glauben, das kann auch leicht und unbeschwert sein. Und dann denk ich noch einmal an das Bild, auf dem meine Oma dem David von Michelangelo vorwitzig die Wade kitzelt.

 

 

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