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Die Mezquita von Cordoba
Bild: pixabay

Die Mezquita von Cordoba

Dr. Paul Lang
Ein Beitrag von Dr. Paul Lang, Diakon und Lehrer für Latein, Musik und Religion in Amöneburg
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Auf einer Urlaubsreise in Spanien habe ich vor wenigen Jahren Cordoba besucht. Das Juwel dieser andalusischen Stadt ist ihr Gotteshaus. Mezquita nennt man es; das spanische Wort für Moschee. Die Mezquita war einst die größte Moschee des Islam weltweit nach Mekka. Das habe ich im Reiseführer gelesen. Nach der Reconquista, der "Rückeroberung" des Landes, haben Christen dieses Gebäude nicht zerstört. Es diente weiter als Gotteshaus - nun den Christen. Und das tut es bis heute. Lange zuvor befand sich an dieser Stelle schon einmal eine christliche Kirche. Sie wurde unter den Mauren zunächst je zur Hälfte als Kirche und Moschee weitergenutzt. Ursprünglich, haben Archäologen herausgefunden, stand an diesem Ort ein römischer Tempel.

In den engen Gassen der Altstadt von Cordoba wirkt die Mezquita fast unscheinbar. Meterhohe Umfassungsmauern umschließen ihr rechteckiges Areal von allen Seiten. Sie halten alle Blicke fern. Hat man aber einen der Zugänge erreicht, ist der Anblick im Inneren atemberaubend. Zwei übereinander gesetzte Bogenreihen aus roten und weißen Steinen sieht man. Sie ruhen auf 4.000 völlig gleichen Säulen. In scheinbar unendlicher Folge schließen sie aneinander an und verlängern den Raum in alle Richtungen. Wie ein dichter Wald, unendlich ausgedehnt.

Das Anliegen dieser Architektur wird so erläutert: Der scheinbar unendliche Raum verweist auf die Unfassbarkeit und Unendlichkeit Gottes. Die 4.000 völlig gleichartigen Säulen aber sollen sagen: Gott ist mir nahe in den Menschen neben mir. Und wir alle sind vor ihm gleich. Deswegen sollte dieser Raum nicht in die Höhe wachsen, nur in die Weite.

Über 300 Jahre hin blieb die Mezquita auch unter christlicher Herrschaft unverändert. Im 16. Jahrhundert aber wünschte das Domkapitel sich ein traditionelles christliches Gotteshaus. Die Begeisterung für diesen Plan in der Stadt war gering. Findigen Bauleuten gelang ein Meisterstück: Mitten hinein in den vorhandenen Säulenwald bauten sie eine Kathedrale, von allen Seiten offen zugänglich auf kreuzförmigem Grundriss. Nur etwa 80 Säulen mussten dafür weichen. 

Unvermittelt erreicht man diese Kathedrale auf diese Weise bis heute mitten im Wald der Säulen, harmonisch eingebunden. Sie aber öffnet mit einem Mal den Blick nach oben: Eine von mächtigen Strebepfeilern gestützte Kuppel krönt den Neubau.

Zwei Architekturen treten scheinbar in Kontrast und Konkurrenz zueinander. Der neue Bau erweitert den alten Raum um die Höhe. Behutsam und doch eindrucksvoll gewinnt er eine Dimension mehr, ohne das Vorherige zu zerstören.

Mir kommt dabei ein Gedanke des Apostels in den Sinn: Wo ist Gott? "Keinem von uns ist Gott fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir", formuliert er. Und er stellt fest: "Die Menschen sollen Gott suchen."

Die Mezquita in ihrer heutigen Doppelgestalt gibt charmante Auskunft: Gott ist mir nahe in den Menschen an meiner Seite. Manchmal lässt er meinen Blick auch nach oben gleiten. Stets aber ist er unendlich, unfassbar und schön.

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