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Jeremias Thiel
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Jeremias Thiel

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in: Nachher ist Jeremias Thiel Gast im Sonntagstalk bei Bärbel Schäfer. Jeremias Thiel ist der Mann, der mit 11 Jahren allein zum Jugendamt gegangen ist und gesagt hat: „Ich möchte nicht mehr bei meinen Eltern wohnen.“

In seinem Buch „KEIN Pausenbrot. KEINE Kindheit. KEINE Chance“ beschreibt er, wie er den schwierigen Verhältnissen und der Armut seiner Familie entkommen ist.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Du hast ja als Seelsorger auch immer wieder mit Menschen in Armut zu tun. Ist das, was Jeremias Thiel beschriebt, realistisch?

Auf jeden Fall. Er hatte zwei psychisch kranke Eltern, beide langzeitarbeitslos und vom Leben völlig überfordert. So sehr, dass sich Jeremias schon als kleiner Junge zuhause um alles kümmern musste. Und so etwas gibt es öfter, als wir denken.

Erstaunlich ist eher, dass ein 11jähriger Junge erkennt: „So wird das nichts. Ich muss hier raus. Unter diesen Bedingungen habe ich keine Chance, etwas aus meinem Leben zu machen.“

Was sind denn die entscheidenden Dinge, die ihm geholfen haben?

Na, erst mal ist Jeremias in ein SOS-Kinderdorf gekommen, und dann hat er ein Stipendium bekommen für ein „United World College“, also eine Internationale Schule.

Ich fand in seinem Buch vor allem drei Erfahrungen wichtig. Erstens: Jeder Mensch braucht eine Gemeinschaft, in der er sich angenommen und aufgehoben weiß. Zweitens: Jeder Mensch braucht in seinem Leben eine klare Struktur, also einen geregelten Alltag. Und zum Schluss: Jeder Mensch braucht Ziele, die er erreichen will.

Jeremias hat dafür gekämpft – und es geschafft. Aber viel zu viele Leute leben weiter ohne Gemeinschaft, ohne Struktur und ohne Ziele. Darum ist für Jeremias Thiel klar: Wir brauchen eine Gesellschaft, in der wir alles dafür tun, um diese strukturelle Armut zu überwinden. Das würde ich als Pfarrer sofort unterschreiben.

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