Ihr Suchbegriff
Verzeihung im Bundestag
Bildquelel: pixabay

Verzeihung im Bundestag

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda

"Nach dieser Corona-Lage werden wir in der politischen und medialen Debatte alle miteinander viel verzeihen müssen." So hat es Gesundheitsminister Jens Spahn diese Woche im Bundestag gesagt – es war der Aufmacher in den Tagesthemen. "Das hat es in der bundesrepublikanischen Geschichte so noch nie gegeben, dass unter so großen Unsicherheiten in so kurzer Zeit so weitreichende Entscheidungen getroffen werden mussten." Und etwas ironisch fügt Spahn an: "…und ich bin immer ganz neidisch auf diejenigen, die schon immer alles gewusst haben!"

Das Thema Verzeihen so offensiv mitten im Bundestag, mitten in der Öffentlichkeit – das finde ich stark.
Es ist schon krass, was Verantwortungsträger in Politik gerade leisten. Sie müssen schwerwiegende Entscheidungen treffen. Ohne Blaupause. Keiner ist jemals vorher in einer ähnlichen Situation gewesen. Es gibt so viele unbekannte Variablen und trotzdem müssen Politiker total dringende Entscheidung treffen.
Dass da der Gattung Mensch Fehler passieren, ist wohl abzusehen. Doch wie werden Menschen in Deutschland auf diese Fehler reagieren? Werden die Menschen sie akzeptieren? Oder werden die Fehler zum Anlass genommen, um Politiker zu zerreißen?
Aber vielleicht kann Corona Deutschland auch dazu einladen, im öffentlich politischen und medialen Bereich einen Schritt in eine neue Kultur zu setzen: Fehler können passieren und finden Verzeihung.

Wie gehe ich eigentlich mit den Fehlern von anderen um, die offensichtlich werden? Vor allem, wenn diese Fehler nicht aus böser Absicht geschehen, sondern aus Begrenztheit. Kann ich mit dieser Begrenztheit Erbarmen haben?
Es fällt mir leicht, die Fehler anderer zu finden und zu sagen: „Das geht doch gar nicht!“ Da fühle ich mich sofort kompetenter und weniger unsicher.
Aber Corona konfrontiert mich massiv mit meiner eigenen Unsicherheit. Ich bin auch begrenzt. Ich kann auch nicht alles überblicken. Und ich mache Fehler.
"Wir alle werden nach dieser Corona-Zeit alle miteinander viel verzeihen müssen." Eine neue Fehlerkultur in Deutschland - Jens Spahn, ich bin dabei!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren