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Ein Lied, das die Welt umspannt
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Ein Lied, das die Welt umspannt

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Weihnachten 2018 wird „Stille Nacht“ 200Jahre

Heilig Abend! In den Gottesdiensten zu später Stunde wird neben anderen wohl auch ein besonderes Lied gesungen werden: „Stille Nacht“! Dieses Lied feiert heute Jubiläum: Vor 200 Jahren, Weihnachten 1818, wurde es in der Schifferkirche St. Nikolai in Oberndorf bei Salzburg erstmals gesungen. Aus einem kleinen Ort stammt „Stille Nacht“ und erlebte einen Triumphzug in alle Welt. Es wurde, so heißt es, in mehr als 300 Sprachen übersetzt: „Püha öö“ heißt „Stille Nacht“ etwa auf Estnisch, „Põ marie, Põ aroha“ bei den Maori auf Neuseeland. Ein Lied, das die Welt umspannt. 2011 wurde “Stille Nacht“ in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

An „Stille Nacht“ scheiden sich die Geister. Manche halten das Lied für zu kommerziell – allein Bing Cosby soll mehr als 10 Millionen Exemplare seiner Version von „Silent night“ verkauft haben; regelmäßig klingt „Stille Nacht“ aus den Lautsprechern glühweinseliger Weihnachtsmärkte. Doch dafür kann das Lied nichts; das hat die Nachwelt aus ihm gemacht. Andere haben Kitschverdacht, wenn sie an „Stille Nacht“ denken. Ja, es stimmt: Wie alle Neugeborenen wird auch das Jesuskind kein „holder Knabe im lockigen Haar“ gewesen sein, und ob die Nacht im Stall zu Bethlehem wirklich „still“ gewesen ist, mit Ochs und Esel, Hirten, Engelchören und einem Säugling − sicher ist das nicht.

Ich mag „Stille Nacht“. Ich mag die Melodie, den Volkston, in dem es geschrieben ist. Weihnachten 1818 sang man es in einem ganz kleinen Ensemble; eine Gitarre begleitete die Sänger. Ich schätze die Klarheit des Textes, schlicht ist er – und mit einfachen Wörtern benennt er die Weihnachtsbotschaft. „Christ, der Retter, ist da“. Und das bedeutet: Uns, der Menschheit schlägt, die „rettende Stunde.“ Das muss man wohl immer wieder sagen − und hören. Denn der Glaube an eine Rettung dieser Welt fällt oftmals schwer, heute wie zu der Zeit, als „Stille Nacht“ getextet und vertont wurde. Der junge Pfarrer Franz Gruber hatte die Zeilen 1816 in eine Nachkriegszeit hinein geschrieben. Die Waffen schwiegen, doch den Menschen ging es schlecht. Worauf konnte man hoffen? In einer „Stillen Nacht“, in einer einzigartigen „Heiligen Nacht“ wird der Grund zu einer Hoffnung gelegt, die bis heute gilt. Sie übersteigt die harte Wirklichkeit und verändert sie: Gott sagt „Ja“ zu dieser Welt und zu dieser Menschheit; er liebt sie. Diese Liebe zeigt sich in der Geburt eines kleinen Kindes im Stall zu Bethlehem: Jesus ist geboren. Christ, der Retter ist da. Von Jesus, dem Kind und dem Erwachsenen, kann man lernen, was Liebe ist und wie man sie weitergeben kann. Das Kind in der Krippe ist deshalb das Weihnachtsgeschenk schlechthin – ein Grund zu feiern und zu singen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag – und wenn es heute Abend soweit ist, eine „stille, eine heilige Nacht“ und ein gesegnetes, frohes Weihnachtsfest!
 

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