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Preis des Überflusses – Vom Verschwinden des Danks
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Preis des Überflusses – Vom Verschwinden des Danks

Dr. Joachim Schmidt
Ein Beitrag von Dr. Joachim Schmidt, Evangelischer Pfarrer, Darmstadt

Die vielen bunten Prospekte der Discounter führen es uns jede Woche neu vor Augen: Wir leben in einer Überfluss-Gesellschaft und haben uns bestens daran gewöhnt. Immer ist alles in guter Qualität zu haben, und regelmäßig werden wir ermuntert, auch in Luxusgütern zu schwelgen. Filet und Champagner sind meistens schon geradezu selbstverständlich im Angebot. Und irgendwie schienen das mal wieder alle für selbstverständlich zu halten.
Ob es auch damit zusammenhängt, dass im Alltag vieler Menschen das Wort „Danke!“ aus der Mode zu kommen scheint? Ich meine nicht das routinierte „Danke“, sondern eine innere Haltung, eine Nachdenklichkeit. Wer „Danke“ sagt, sieht nicht mehr nur sich selbst. Danke, ich habe etwas bekommen, was ich mir selbst nicht geben konnte. Eine Freundlichkeit, eine Begegnung, eine helfende Hand. Und eben auch unseren Wohlstand, den wir eben nicht nur uns selbst verdanken und den Überfluss in unseren Läden.
Schon lange pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die günstige Warenfülle in unseren Läden nicht einfach vom Himmel gefallen ist. Sie wird oft mit gnadenloser Ausbeutung von Mensch und Natur in ärmeren Teilen der Welt erkauft. Nicht wir zahlen den wahren Preis für unseren Wohlstand, sondern Millionen Menschen weit weg, die niemals gerechte Arbeits- und Lebensbedingungen bekommen werden, wenn es nach unserem bedenkenlosen Wohlstandshunger geht.
Nachdenklichkeit, Dank und Verantwortung gehören zusammen. Wer danke sagt, sieht nicht mehr nur sich selbst. Er schaut den an, dem er dankt. Christen wissen das, wenn sie Gott für alles in ihrem Leben danken. Es sollte sich vielleicht wieder mehr herumsprechen: Danken öffnet die Augen. Aber erst einmal: Danke, dass Sie mir zugehört haben.

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