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Ich bin aufs Huhn gekommen
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Ich bin aufs Huhn gekommen

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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„Ich bin aufs Huhn gekommen.“ Das war das Motto auf einem Motivwagen im Karnevalsumzug unseres Dorfes. Der hatte gerade noch vor der Corona-Krise stattgefunden. Der Wagen sah so aus: Ein Mann hatte einen ausgedienten, handgezogenen Leiterwagen wieder zurecht gemacht. Im Wagen lag ein Strohballen. Darauf saß ein großes, aus Pappmasche gebasteltes Huhn. Das legte gerade ein Ei. An den Seitenwänden stand dann dieses Motto: Ich bin aufs Huhn gekommen. Die Zuschauer fanden das witzig; sie haben geklatscht und gelacht.

Frische Eier von den eigenen Hühnern

Einige haben den Wagenbauer gefragt: „Wie bist du auf diese Idee gekommen?“ Er hat geantwortet: „Ich halte seit kurzem ein paar Hühner in meinem Garten. Ich kaufe keine Eier mehr im Supermarkt, die von zusammengepferchten Hühnern in Legebatterien stammen.“ Aber legen deine Hühner denn genügend Eier?, wollten die Leute wissen. Der Mann sagte: „Für unsere Familie reicht es. Und wenn es mal zu wenige sind, dann gibt es halt kein Frühstücksei für jeden an jedem Tag.“

Der Mann ist längst nicht mehr allein aufs Huhn gekommen. Einige junge Familien im Dorf und sogar in der Stadt halten wieder Federvieh. Andere tun sich mit Nachbarn zusammen, um auf einem Acker Gemüse oder Kartoffeln anzubauen.

Regional ist gut für die Umwelt

Alles, was wir selber anbauen und erzeugen können, muss nicht kilometerweit durch die Gegend gefahren werden. Außerdem ist Selbsterzeugtes oft gesünder. Wenn wir nicht immer alles verfügbar haben, ist das auch nicht so schlimm. Bei mir zu Hause gibt es im Februar noch keinen Salat, sondern erst ab Mai, wenn er wieder wächst.

Statt Überfluss Begrenzung

Wenn ich die eigenen, wenn auch begrenzten Möglichkeiten nutze, wirke ich der Überfluss- und Wegwerfgesellschaft entgegen. Statt Überfluss Begrenzung. Statt maßlose Ansprüche ein wenig Demut. Statt alles auf einmal alles zu seiner Zeit.

In der Bibel wird diese Haltung so beschrieben: Sich mit seinem Leben begnügen und demütig sein vor Gott.

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