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Spaziergang im Dunkeln
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Spaziergang im Dunkeln

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Es ist noch nicht lange her, da hatten mein Mann und ich die Idee, im Taunus spazieren zu gehen. Wir haben unseren 18Jährigen Sohn gefragt, ob er mit gehen möchte. Und ja, er wollte. Allerdings musste er vorher noch eben diese eine Sache zuende machen. Ich weiß schon gar nicht mehr, was es war. Bis wir dann losfahren konnten, war es drei Uhr nachmittags.

Im Winter wird es da schon dunkel

Im Winter ist das eigentlich zu spät, das wussten wir. Aber wir wollten trotzdem unbedingt. Und so sind wir zum Parkplatz am Fuchstanz gefahren und gut gelaunt auf den Feldberg gelaufen. Nach einem Tässchen Kaffee und einem Stückchen Kuchen, war es tatsächlich so gut wie dunkel. Aber es ist uns ja nichts anderes übriggeblieben, als zurück zum Auto zu laufen.

Im Dunkeln wirkt alles ganz anders

Wird schon, haben wir uns gedacht. Und sind in bester Laune losgegangen. Es war eine Vollmondnacht. Und es war also nicht wirklich stockfinster. Aber trotzdem: Wir konnten kaum was sehen. Und vor allem: der Weg, die Bäume, alles hat ganz anders ausgesehen als sonst. Wir waren auch ganz still und haben uns auf den Weg konzentriert. Plötzlich waren auch die Geräusche ganz andere. Ab und zu ist noch mal ein Fahrradfahrer an uns vorbei gerauscht. Aber so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Und ganz ehrlich, wir hatten schon ein bisschen Angst. Uns war ganz mulmig.

Das kleine, weit entfernte Licht hat uns den Weg gewiesen

Aber dann kam das letzte Stück zum Fuchstanz, und da konnten wir schon ganz von Weitem ein kleines Lichtlein sehen. Ein kleiner heller Punkt in der Ferne. Er ist nur langsam größer geworden. Aber es war sehr beeindruckend. So viel Dunkelheit um uns herum. Aber dieses eine kleine Licht, das war hunderte von Metern weit zu sehen. Es hat genügt, um uns Orientierung zu geben.

Ich möchte für andere ein Licht sein

Mir ist das wie ein Gleichnis vorgekommen: Auch wenn alles um uns herum böse und gleichgültig zu sein scheint. Ein einziger Mensch, der hilft und sich sorgt und gut ist, der ist wie so ein kleines Licht in der Dunkelheit. Der gibt Orientierung und Hoffnung. Und dieses Licht mag klein sein – es leuchtet weit. Genauso wie Menschen, die sich gegen Gefühllosigkeit und Egoismus stellen. Ich habe für mich beschlossen: Ich möchte für andere ein Licht sein. Ich möchte mich nicht von der Dunkelheit verschlucken lassen. Ich möchte leuchten für andere. Und es ist diese Entscheidung, die jeder für sich treffen kann, auf die kommt es an.

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