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Protesttage
Bild: Frank Magdelyns/Pixabay

Protesttage

Steffen Jahn
Ein Beitrag von Steffen Jahn, Katholischer Referent für Weltkirche, Bischöfliches Generalvikariat Fulda
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Moderator/in: Diese Woche steht Hessen und ganz Deutschland wieder im Zeichen von Demonstrationen und Protesten. Die Lokführergewerkschaft hat wieder Streiks angedroht, einige niedergelassenen Ärzte hatten nach Weihnachten bereits ihre Praxen kurzzeitig geschlossen und heute stehen wieder Demonstrationen der Bauern an.  Viele Gewerkschaften und Verbände machen so auf die Situation ihrer Mitglieder aufmerksam und üben Druck aus auf Arbeitgeber und Politik. Steffen Jahn von der Katholischen Kirche, was hältst du von den Protestaktionen?

Autor/in: Na ja, grundsätzlich finde ich das absolut okay, wenn Menschen von ihrem Recht zu protestieren auch Gebrauch machen. Unser demokratisches Miteinander braucht Aushandlungsprozesse und dafür ist der Protest ein legitimes Mittel. Mich stört trotzdem etwas daran.

Moderator/in: Also doch keine uneingeschränkte Unterstützung von dir für alle, die gerade protestieren und streiken?

Autor/in: Klares Jein. Unterstützung für die konstruktive Auseinandersetzung unbedingt – aber unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit. Die Forderungen an sich kann ich inhaltlich gar nicht bewerten, das müssen die Konfliktparteien unter sich klären. Aber die Protestformen müssen angemessen bleiben. Da habe ich gerade das Gefühl, da verschwimmt einiges. Den Nahverkehr lahmzulegen, Innenstädte zu blockieren oder die ärztliche Versorgung einzuschränken, halte ich zum Teil für unangemessen.

Moderator/in: Okay, und was stört dich noch?

Autor/in: Ich wünsche mir mehr Solidarität untereinander und einen Blick nicht nur auf meine persönlichen Interessen, sondern auch auf die Sorgen und Nöte der anderen. Vertreter von Politik und der Kirchen haben zum neuen Jahr an dieses „Gemeinschaftsgefühl“ appelliert. Eine Predigt hat mich besonders angesprochen: Der Generalvikar in Fulda, Christof Steinert, fordert dazu auf: „Die Chance nutzen und Gutes immer wieder sagen und aussprechen: Übereinander, voneinander, zueinander – und zwar mit Ausdauer.“ Das ist doch ein guter Vorsatz, auch für eine Streit- und Protestkultur in der Gemeinschaft und in der Gesellschaft, zu der auch die Kirche gehört.

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