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Fantasie beflügelt
GettyImages/LightFieldStudios

Fantasie beflügelt

Jelena Wegner
Ein Beitrag von Jelena Wegner, Evangelische Pfarrerin, Siegbach
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Ich lese unglaublich gerne. Wenn jemand mich nach Wünschen fragt: Bücher sind immer eine gute Wahl. Meinen Kindern habe ich im Laufe der Jahre etliche Bücher vorgelesen. Die Großen haben irgendwann selber angefangen Bücher zu verschlingen. Nur meinem Jüngsten ist nicht mit Büchern zu kommen.

Ein unbeliebtes Geschenk

Mitten in der Woche überrasche ich ihn mit einem Geschenk. Schon beim Anblick des verpackten Gegenstands rollt er mit den Augen: „Da ist doch ein Buch drin.“

Fast widerwillig reißt er das Papier auf und zuckt mit den Achseln. „Du weißt doch, dass ich keine Bücher mag.“ Ohne einen weiteren Blick in das Buch zu werfen legt er es auf den Tisch. Unter einem Geschenk hat er sich etwas Schöneres vorgestellt.

Ein ganz besonderes Buch

Am Abend frage ich ihn, ob wir nicht doch zusammen einmal in das Buch schauen wollen. „Es gibt da gar nicht viel zu lesen. Schau mal“, sage ich und halte ihm das Buch vor die Nase. Und tatsächlich setzt er sich zu mir. Flüchtig blättert er einmal quer durch. “Da sind ja nur Bilder drin.“ Er ist überrascht und schaut sich das Buch genauer an.

Das Buch, das auf Geschichten wartet

Schon das Titelbild ist vielversprechend. Ein schwebendes Ruderboot mit einem Löwen am Steuer. Und in goldenen Buchstaben steht darunter: ‚Das Buch, das auf deine Geschichten wartet‘.

Wir suchen uns ein Bild aus und betrachten es näher. Zusammen staunen wir und wundern uns. Oben und unten sind vertauscht. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Ein schönes Gefühl. Die Bilder zu betrachten ist wie ein herrliches Spiel. Die Zeichnungen setzten unsere Fantasie in Gang.

Auch Gott ist fantasievoll

So stelle ich mir Gott bei der Erschaffung der Welt vor: voller Ideen, kreativ, verschmitzt, verspielt und weise. In der Bibel steht, dass die Weisheit dabei als Werkmeisterin zu seinen Füßen spielt. (Sprüche 8,22ff) Zusammen erschaffen sie die Welt. Die Weisheit ist bei Gott, als er dem Wasser Grenzen setzt und als er die Berge aus dem Boden ragen lässt. Gott erschafft und die Weisheit freut sich. Sie tanzt über das beginnende Etwas.

Gemeinsam entsteht eine Geschichte

So großes erschaffen mein Sohn und ich natürlich nicht. Aber immerhin: Wir erfinden gemeinsam unsere erste Geschichte.

Abwechselnd überlegt sich jeder einen Satz. Ich beginne und mein Sohn steigt ein. Ein Satz nach dem anderen. Am Ende überlegen wir, welchen Titel unsere Geschichte bekommen soll.

Kreativität begeistert

Was widerwillig begann endet in einem kostbaren Augenblick. Gottes Freude an seiner Schöpfung kann ich nur erahnen. In unserem Spiel fühle ich mich ihm nah. Zusammen mit meinem Sohn entdecke ich, welche kreative Kraft in einem Buch stecken kann. Das macht meinen Sohn nicht von heute auf Morgen zu einem großen Leser. Aber wir haben ein Buch gefunden, in das wir beide zusammen eintauchen können.

Am Ende fragt er: Schauen wir uns morgen wieder gemeinsam ein Bild an?

Ich kann es kaum erwarten.

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