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Lichtworte vom Evangelisten Johannes
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Lichtworte vom Evangelisten Johannes

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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Vor einigen Jahren war ich mit einem Freund eine Woche lang auf der Insel Patmos: eine schmale, kleine Insel im Süden Griechenlands, mit herrlichen Buchten und Stränden, nur ein paar Kilometer von der Küste der Türkei entfernt. Ab und zu haben wir dort am Himmel über uns einen Seeadler kreisen sehen. Es war beeindruckend, wie sich der Adler mit großen langen Flügelschlägen über uns fortbewegte. Der Adler ist das Symboltier des Evangelisten Johannes. Heute am 27. Dezember feiern die christlichen Kirchen sein Fest. Von einem solchen Adler schreibt Johannes auch in der Schrift der Johannesoffenbarung. Einen weiten Blick – wie ein Adler von oben – hat Johannes auf dieser Insel Patmos bekommen, in verschiedenen Visionen auf zukünftige Ereignisse. Davon hat er in seiner Schrift geschrieben. Was Johannes da zu sehen bekam, war aber rätselhaft und erschreckend: Kriege, Naturkatastrophen, Hunger und Not, ähnlich wie das, was Menschen gerade auch in diesen Tagen erleben. Die Insel Patmos war zur Zeit des Johannes eine Art antikes Alcatraz, eine Gefängnisinsel für politische Gefangene, und Johannes war offenbar als unbequemer Prophet dort festgehalten. Seine unbequemen Visionen waren wohl ein Grund dafür. Auch heute sind Aktivisten von Greenpeace oder Amnesty Internation ja vielen Regierungen unbequem.

Unbequeme Propheten und Aktivisten

Mit den historischen Daten um Johannes verhält es sich etwas kompliziert. Fünf Schriften sind in der Bibel mit seinem Namen überschrieben: das Evangelium, drei Briefe und das letzte Buch der Bibel, eben die Johannesoffenbarung. Aber ob sie alle von ihm stammen, ist überhaupt nicht klar. Die einzige Schrift, in der er sich auch selbst beim Namen nennt, ist die Johannesoffenbarung.

Worte vom Licht, die mich durch diese dunkle Zeit tragen

Johannes‘ Symboltier, der Adler, ist auch der Vogel, der im Licht der Sonne fliegt. Adler gehören wohl sogar zu den Tieren auf der Erde, die der Sonne am nächsten kommen. Es braucht Momente im Licht der Sonne, um den Blick in das Dunkel dieser Zeit zu wagen. Von Johannes gibt es auch Worte vom Licht, die mich durch diese dunkle Zeit tragen, eines der schönsten steht in seinem Evangelium. An Weihnachten ist es in vielen Kirchen gelesen worden: „Das Wort war das Licht der Menschen, (…) und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen.“ Das sagt mir: Gottes Licht verliert seine Leuchtkraft auch nicht, wenn ich im Dunklen tappe. Meine Finsternisse können das Licht nicht besiegen, das Gott uns mit seiner Menschwerdung geschenkt hat.

Licht, das aufdeckt, wo Mensch und Schöpfung Unrecht getan wird

In der letzten Woche in diesem Jahr wünsche ich Ihnen und mir solche Momente, in denen uns ein Licht aufleuchtet. Lichtmomente, welche die dunklen Zeiten dieser Tage heller machen, die aber auch aufdecken, wo Unrecht an Menschen und an der Schöpfung geschieht. Erleuchtet von Gottes Licht können Menschen den Finger auch in Wunden legen, die der Welt und unserer Gesellschaft weh tun. Ein Mensch, der das getan hat, war der heilige Johannes. Er wusste: Gottes Licht können diese Wunden heilen.

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