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Sturmius – ein großartiger Typ

Sturmius – ein großartiger Typ

Dr. Paul Lang
Ein Beitrag von Dr. Paul Lang, Diakon und Lehrer für Latein, Musik und Religion in Amöneburg
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In Fulda ist heute ein besonderer Festtag. Am 16. Dezember gedenkt die Stadt und mit ihr auch das Bistum des Hl. Sturmi. Sturmi - oder mit der lat. Endung Sturmius - gehört nicht nur zu den Schülern und Mitarbeitern des Hl. Winfried Bonifatius. Er war offenbar auch einer seiner engsten Vertrauten.

Wer und was ist dieser Sturmi? Ich sehe ihn vor mir: Ein schlanker junger Mann mit gepflegtem Bart und modischer Frisur, charmant im Umgang. Rasch begeisterungsfähig, ist er fasziniert von dem angelsächsischen Missionar "Winfried Bonifatius". Ihm hat er sich Jahre zuvor angeschlossen, als er in seiner Heimat bei Freising zum ersten Mal kraftvoll und nachdrücklich in Erscheinung trat.

Auf dem Weg zum Mönchtum verliebt Sturmi sich Hals über Kopf in ein junges Mädchen, eine Nichtchristin. Er erlebt leidenschaftliche Kämpfe in sich selbst: Wofür setze ich mein Leben ein? Das und so ist Sturmius.

Historische Quelle und künstlerische Freiheit

Woher ich das alles weiß? Von Zeno Diegelmann. Er ist Verfasser des Librettos, des Textbuchs des Musicals "Bonifatius". Vor wenigen Wochen haben wir es in Amöneburg bei Marburg in leicht adaptierter Form aufgeführt. In der Amöneburger Inszenierung verleiht Benedikt Ivo, ein junger Schauspieler und Musical-Darsteller, Sturmius seine Gestalt, erweckt ihn beeindruckend zum Leben.

Also alles fake, Fantasie, Utopie? Aber nein! Die Produzenten Dennis Martin und Zeno Diegelmann haben sich für ihr Musical inspirieren lassen von den Quellen. Mit dem notwendigen Maß an künstlerischer Freiheit haben sie einer angesichts der historischen Quellen eher blassen Gestalt Fleisch und Blut verliehen. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein junger Mann für die Sache des Glaubens Feuer und Flamme wird; wie er aufbricht an der Seite einer inspirierenden Vaterfigur, abenteuerlustig und neugierig, sicher auch unerfahren. Wie er hin- und hergerissen ist zwischen Idealen, Vorbildern, Zweifel und dem Erleben seiner eigenen Bedürfnisse und Grenzen.

Heilige aus Fleisch und Blut

Sturmius wird als Heiliger verehrt. Genau das ist es. Ein Heiliger ist einer nur in dessen Adern Blut fließt. Gerade dass er nicht vollkommen ist, macht ihn authentisch. Weil er sich bemüht, seinen eigenen Weg zu finden, darum ist er heilig. Ein „heiler“ Mensch, einer der mit dem, was Leben ausmacht, in Berührung kommt. Und mehr noch: Andere mit diesem Grund des Daseins, mit der Welt Gottes über Zeit und Raum hinweg in Berührung bringt.

Sturmius. Eine beeindruckende Gestalt. Das Kloster Fulda hat er in reiferen Jahren gegründet, Monte Cassino in Italien besucht. Er hat das benediktinische Mönchsideal aufgesogen. Sein Festtag heute motiviert mich, so bald wie möglich wieder einmal eine Theater- oder Musical-Aufführung zu besuchen. Ein Schauspiel zumal mit Musik leistet Großartiges. Das habe ich schon oft erfahren: Darin erhalten sonst bloß abstrakte Themen und Geschehnisse Brisanz. Eine Inszenierung auf der Bühne stößt mich an, mein eigenes Leben zu hinterfragen und ihm Tiefgang zu verleihen. Sturmius - ein großartiger Typ!

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