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Notruf
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Notruf

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Neben unserem Telefon liegt ein Zettel mit wichtigen Telefonnummern. Darauf sind ein kleines Feuerwehrauto und ein Krankenwagen zu sehen und daneben die Ziffern 112. Der Zettel ist inzwischen schon ganz abgegriffen, denn er liegt da schon, seit unsere Tochter klein war. Im Kindergarten hat sie damals die Feuerwehr besucht und auch einen Rettungswagen besichtigt. Danach wusste sie, was im Notfall zu tun ist: Du schaust, was passiert ist, und rufst die Notrufnummer an. Das hat sie verstanden. Aber dann hatte sie doch Sorge, dass ihr die Nummer im Notfall nicht einfällt. Deswegen haben wir den Zettel neben das Telefon gelegt.

Hilfe zu jeder Tages- und Nachtzeit

Gott sei Dank haben wir ihn noch nie gebraucht. Aber es ist irgendwie eine Beruhigung, dass er da liegt. Er ist auch eine Erinnerung daran, dass wir dankbar sein können, in einem Land zu leben, in dem es eine einfache Nummer gibt, unter der ich zu jeder Tages- und Nachtzeit Hilfe bekomme. Das war aber nicht immer so einfach. Noch in den 1960er-Jahren musste man in Deutschland außerhalb der Großstädte im Notfall die nächste Polizei- oder Feuerwache im Telefonbuch nachschlagen. Die Folge dieses Systems: Teilweise kam die Hilfe erst eine Stunde nach dem Unfall.

Gründung der  „Björn Steiger Stiftung“

Das ist im Jahr 1969 dem achtjährigen Björn Steiger zum Verhängnis geworden. Er starb nach einem Verkehrsunfall, weil die Rettungskräfte zu spät am Unfallort eingetroffen waren. Nach seinem Tod hat sich sein Vater dafür eingesetzt, dass das System verbessert wird. Er hat die „Björn Steiger Stiftung“ gegründet und sich dafür engagiert, dass das Rettungswesen verbessert wird. Sein Einsatz blieb nicht ohne Erfolg: Schon 1973 haben die Behörden die beiden Notrufe 112 - für den Rettungsdienst – und 110 – für die Polizei – eingeführt und gleichzeitig eine flächendeckende Infrastruktur mit Rettungswachen und zentralen Leitstellen geschaffen. Seit 1991 gilt diese Nummer übrigens in der ganzen EU und ist inzwischen aus allen Netzen kostenfrei.

In meinem Alltag nutze ich diese Nummer so gut wie nie. Aber einen „Notruf“ im übertragenen Sinn habe ich schon öfter abgesetzt: Stoßgebete in Situationen, in denen ich das Gefühl hatte: Ohne Hilfe schaff ich das nicht. Manchmal ein ganz kurzes „Hilf mir, Gott!“ oder auch nur ein „Oh Gott…!“. Als gläubige Christin vertraue ich darauf, dass Gott mich hört.

Ein Stoßgebet hilft!

In der Bibel heißt es „Ruf mich am Tage der Not; dann rette ich dich und du wirst mich ehren.“ (Psalm 50,15). In vielen Psalmen, den uralten Gebeten der Bibel, vertrauen die Beterinnen und Beter darauf, dass Gott ihre Not sieht. Und an vielen Stellen danken sie Gott für ihre Rettung.

Ich bin überzeugt davon, auch wenn jemand nicht häufig betet oder vielleicht gar keinen engen Bezug zu Gott hat: So ein Stoßgebet hilft. Es hilft, weil es den Druck verteilt. Indem ich mehr oder weniger laut ausspreche, dass ich Hilfe brauche, dämpft das schon meine Panik. Ich höre meine Stimme, und ich vertraue darauf, dass mindestens Gott mich hört.

Vielleicht hole ich auch tief Luft, um laut zu rufen – das weitet meinen Brustkorb und hilft, die Stressreaktionen des Körpers einzudämmen. Das hilft mir, wieder klarer zu denken und die nötigen nächsten Schritte zu tun. Zum Beispiel die Notruf-Nummer 112 wählen.

 

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