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"Mir ist ein Hund zugelaufen, er heißt Diabetes!"
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"Mir ist ein Hund zugelaufen, er heißt Diabetes!"

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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„Ah, und mir ist auch ein Hund zugelaufen!“, erzählte mir ein früherer Nachbar, als wir uns nach längerer Zeit mal wieder gesehen haben. Er hat so ein bisschen gelächelt und dann gesagt: „Ja, ja, der ist mir zugelaufen. Er heißt Diabetes!“

Gassi gehen wegen meines Hundes „Diabetes“

Ich hab‘ wohl etwas komisch geguckt und mein früherer Nachbar meinte dann: Bei ihm wurde eben vor einiger Zeit Diabetes festgestellt. Seine Ärztin hat ihm wohl klar gesagt: Auf die Ernährung achten und vor allem bewegen! Seitdem geht er jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde raus; am Anfang noch mit Zähneknirschen. Aber dann ist ihm aufgefallen, dass er bei seinen Spaziergängen immer die gleichen Leute trifft: Die mit einem Hund! Und er hat sich gesagt: Okay, die müssen ja auch jeden Morgen raus, selbst wenn sie keine Lust haben. Und deswegen, meinte er dann verschmitzt, hat er sich halt sozusagen auch einen Hund zugelegt: Der heißt Diabetes!

Was zunächst schwer fiel, war eine echte Entdeckung

Mich hat das total beeindruckt. Natürlich fällt es ihm schwer, auf so manches zu verzichten, was zu einem schönen Essen gehört, sagt mein Nachbar. Aber er versucht, offen zu sein, für das, was vielleicht sogar an Gutem im Schweren steckt. Und gerade das mit dem morgens Rausgehen, das wäre eine echte Entdeckung für ihn, die frische Natur und auch nette Gespräche mit „anderen Hundebesitzern“!  

Anders umgehen mit den Zumutungen unseres Lebens

Ich finde das klasse – das ist nicht nur einfach positives Denken oder Schönreden von einer ernsten Krankheit. Für mich steckt darin eine Haltung und die finde ich vorbildlich: anders mit den Zumutungen umzugehen, die das Leben für die meisten früher oder später bereithält: Sich nicht nur als Opfer sehen. Sondern nach einem Weg suchen, damit leben zu lernen.

Besser klarkommen mit dem, was ich nicht ändern kann

Klar, das geht nicht von heute auf morgen. Aber es zeigt, wie ich etwas besser mit dem klarkommen kann, was ich nicht ändern kann. Den Spruch meines Kollegen, den will ich mir merken. Und ich hoffe, ich denke daran, wenn bei mir mal so etwas kommt: „Mir ist ein Hund zugelaufen, und der heißt Diabetes!“

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