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Wofür stehe ich auf?
GettyImages/Elena Perova

Wofür stehe ich auf?

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Es ist wohl eines der bekanntesten Zitate aus der Modebranche: "Für weniger als 10.000 Dollar am Tag stehen wir gar nicht erst auf". Das sagte vor vielen Jahren ein Topmodel. Der Satz rief herbe Kritik hervor, denn er klang in vielen Ohren überheblich.

Aufstehen fällt schwer, wenn man es sich gemütlich gemacht hat

Mit dem Aufstehen ist das ja so eine Sache. Es fällt vielen schwer, aufzustehen, wenn man es sich einmal bequem gemacht hat.

Jesus will einen Kranken heilen

Es gibt eine Geschichte in der Bibel. Jesus kommt an einem Teich vorbei, an dem viele Kranke und Ausgezehrte lagern. Einer der Menschen dort ist schon 38 Jahre lang krank. Jesus fragt ihn: „Willst du gesundwerden?“ Ja, was denn sonst, möchte man antworten. Aber nein! Der Kranke bemüht Ausflüchte über Ausflüchte, warum das nicht geht. Er hat sich eingerichtet in seinem Dasein, es ist irgendwie auch bequem. Um etwas zu ändern, muss man sich schon anstrengen. Grobe Argumentationslinie dieses Kranken: Ich kann nichts dafür, schuld sind die anderen.

"Steh auf, nimm dein Bett und geh!"

Aber nicht mit Jesus. Der fordert ihn auf: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ Es funktioniert: Der Mensch gesundet, nimmt sein Bett und geht. Er steht auf, nimmt es in Angriff, sein Leben zu ändern – auch, wenn es zunächst mal neu und anstrengend sein wird.

Wofür stehe ich eigentlich auf?

Das führt zu der durchaus interessanten Frage: Wofür stehe ich eigentlich auf? Weil ich es nicht anders kenne? Aus Pflichtgefühl? Um Geld zu verdienen? Weil ich Sorge tragen möchte für den Mann, die Kinder, den Hund? Um einen einzigen Menschen glücklich oder die Welt ein bisschen besser zu machen? Wegen der kleinen Dinge im Leben?

Aufstehen, um kein Wunder zu verpassen

Von allem ein bisschen, denke ich. Auch, wenn es manchmal ein bisschen unbequem wird. Vor allem aber stehe ich jeden Tag auf, weil das Leben wertvoll ist, weil es uns geschenkt ist. Und weil ich neugierig bin. Denn jeden Tag kann ein Wunder geschehen. Das kann auch ein ganz kleines Wunder sein – man muss es nur erkennen. Und wenn ich gar nicht erst aufstehe, finde ich es garantiert nicht. Wofür stehen Sie auf?

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