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Ostern - beim Namen genannt und aufgerichtet
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Ostern - beim Namen genannt und aufgerichtet

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Ich habe eine Freundin, die nennt, wenn sie mich anruft, immer meinen Namen: Guten Morgen, Verena, sagt sie. Oder: einen guten Abend, Verena. Für mich ist das etwas Besonderes. Die meisten sagen halt: Hallo oder Tschüss oder mach’s gut. Aber dass mein Name dazu gesagt wird, das ist selten. Dann fühle ich mich wirklich angesprochen. So, als würde mich jemand ganz bewusst anschauen, in meiner Würde wahrnehmen. Und ich merke: Das richtet mich auf.

Ich war nur noch halb

Vielleicht mag ich auch deswegen eine von den Ostergeschichten aus der Bibel so gern: Da ist nämlich auch der Name wichtig: Der Name Maria, Maria von Magdala. Das war eine von den Frauen, die mit Jesus unterwegs waren. Er hatte sie heil gemacht, aufgerichtet aus einer großen inneren Not. Als Jesus stirbt am Kreuz, ist sie wieder völlig am Boden. Sie weiß kaum noch, wer sie selber ist. So hat meine Mutter das auch gesagt nach dem Tod meines Vaters. „Ich bin nur noch halb, wenn überhaupt“, hat sie gesagt. Maria sucht verzweifelt nach Jesus, geht an sein Grab. Und da wird sie von jemanden angesprochen, bei ihrem Namen. „Maria!“ sagt er. Daran erkennt sie irgendwie: Das ist Jesus!  Dass sie in Verbindung ist mit ihm, auch nach seinem Tod. Und sie spürt: Das richtet sie neu auf. Sie spürt sich wieder und ihre Würde.   

Ich spüre meine Würde, wenn ich beim Namen genannt werde

An mir selber merke ich das: Wenn ich bei meinem Namen genannt werde, dann bin ich wirklich gemeint und angesprochen. Und ich spüre etwas von diesem großen Wort: meiner Würde. Seit mir das bewusst ist, versuche ich, mehr als früher: Menschen bei ihrem Namen anzusprechen, so wie meine Freundin das macht. Nicht nur einfach Guten Morgen oder Guten Abend zu sagen, sondern auch den Namen zu nennen. Und ich hoffe, dass es auch anderen so geht wie mir: Dass sie ihre Würde spüren. Wie Maria von Magdala an Ostern. Und das richtet Menschen auf.

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