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Heiliges Abenteuer
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Heiliges Abenteuer

Ein Beitrag von Dr. Christine Lungershausen, Evangelische Pfarrerin, Eschborn
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Sprecherin: Ingrid El Sigai

Vor sieben Monaten habe ich auf einer neuen Stelle angefangen und wurde so begrüßt: "Schön, dass du da bist! Wir als Team freuen uns, dass du dich auf das heilige Abenteuer hier einlässt." Seitdem habe ich ein neues Bild dafür, was Arbeiten meinen kann: ein heiliges Abenteuer beginnen.

Ein heiliges Abenteuer – das ist etwas anderes, als wenn ich von meinem Beruf spreche oder gar nur von meinem Job. Einen Job mache ich primär, um Geld zu verdienen, weil ich muss, und ich bin froh, wenn er vorbei ist.

Ausgang: offen!

Bei einem Abenteuer hingegen weiß ich nicht gleich, wie es ausgeht. Es gibt ein Risiko. Ich verlasse mein gewohntes Umfeld und gehe ein Wagnis ein.

Beim Abenteuer gibt es keine eindeutige Stellenbeschreibung. Kein: von 9 bis 17 Uhr. Kein: Das Soll ist erfüllt, wenn dieser Arbeitsberg abgetragen ist. Für mich als Pfarrerin steht auch nicht fest, wann das Abenteuer bestanden ist oder nicht. Was muss ich erfüllen, damit es reicht? Was, damit ich gut bin?

Arbeit spielerisch verstehen

Meine Arbeit als Abenteuer zu verstehen, gibt ihr etwas Spielerisches. Aber es ist auch anstrengend. Wenig ist vorgegeben, worauf ich mich verlassen kann. Ich muss mich offen halten und mit Veränderung klarkommen.

In den vergangenen Jahren hat sich die Welt enorm beschleunigt. Ständig müssen wir uns auf Neues einlassen. Eine Freundin von mir arbeitet als Lehrerin an einer weiterführenden Schule. Die Gesellschaft, für die sie die Kinder ausbildet, wird eine ganz andere sein als die, in der meine Freundin, die Lehrerin selbst groß geworden ist.

Entdeckungsfreude

Meine Freundin versucht, ihre Schülerinnen und Schüler für ein offenes Abenteuer zu stärken. Es steht einfach noch nicht fest, wie Berufsbilder und Arbeitsplätze aussehen werden, wer wir als Gesellschaft und als Einzelne sein werden. Es braucht Entdeckerfreude, um herauszufinden, wie wir das, was morgen nötig sein wird, heute schon entwickeln.

Ein Abenteuer. Ein Heiliges Abenteuer. Das ist mir als Christin wichtig. Ich glaube, dass das Leben jedes Menschen einen Sinn hat. Für jeden Menschen gibt es etwas, wofür er oder sie auf diese Welt gekommen ist.

Es soll Sinn haben, was ich tue

Es macht einen Unterschied für andere, dass ich mich auf das Abenteuer einlasse. Umgekehrt bin ich darauf angewiesen, dass sie sich auf ihr Abenteuer einlassen. Es ist eine gemeinsame Expedition, bei der es nicht darauf ankommt, mehr in der Tasche zu haben als die anderen.

Meine Arbeit geht nicht darin auf, dass ich einen Dienst erfülle, sondern: Es soll auch für andere und für die Zukunft einen Unterschied machen. Es soll Sinn haben, was ich tue.

Wie anders das klingt, morgens nicht zu sagen: "Ich geh auf Arbeit", sondern: "Ich breche auf zu meinem heiligen Abenteuer."

 

 

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