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Weihnachten in der Liobakirche
Bild: Liobakirche Petersberg, Rechte: Bistum Fulda

Weihnachten in der Liobakirche

Tobias Stübing
Ein Beitrag von Tobias Stübing, Redakteur, Evangelisches Medienhaus, Kassel
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hr2 Radiogottesdienst an Heiligabend aus Petersberg

Pfarrkirche St. Peter zu Petersberg

An Heiligabend wurde die  katholische Christmette aus der Pfarrkirche St. Peter zu Petersberg bei Fulda übertragen. Die auf einem Berg gelegene Kirche ist gleichzeitig die Grabeskirche der heiligen Lioba. Zelebrant und Prediger war Pfarrer Togar Pasaribu.

Für die musikalische Gestaltung der Christmette sorgte ein 4-köpfiges Vokalensemble unter der Leitung von Edith Harmsen. An der Orgel saß Niklas Jahn. Der studierte Organist hat mit seinem virtuosen Spiel schon mehrere Preise gewonnen – unter anderem erreichte er beim renommierten internationalen Orgelfestival in Haarlem (Niederlande) das Siegertreppchen.

Predigt

Liebe Hörerinnen und Hörer,
liebe Schwestern und Brüder,

gibt es in unserer Zeit noch die Orte, an denen die Ewigkeit in unsere Zeit hineinstrahlt? Orte, an denen wir das Größere suchen. Wo wir beten, innehalten und die Erfahrung machen, dass es noch mehr und wichtigeres gibt als unseren Alltag?

Heute Nachmittag haben Kinder unserer Pfarrei die Weihnachtsgeschichte nachgespielt. Jedes Jahr erfreuen sich die Krippenspiele größter Beliebtheit. Sie beginnen mit der Szene, dass sich Joseph zusammen mit der hochschwangeren Maria auf die Suche macht nach einem Ort für die Niederkunft, die kurz bevorsteht. Doch was erleben die beiden? Sie versuchen ihr Glück bei verschiedenen Wirten. Wirt 1 spricht: "Nein, bei uns ist leider kein Platz mehr". Ebenso die Antwort von Wirt 2. Auch die Antwort des dritten Wirts scheint nicht viel hilfreicher zu sein, aber er hat immerhin eine Notlösung parat. "In meinem Haus auf gar keinen Fall! Das Einzige, was ich zu bieten hätte, wäre die alte Scheune dort drüben. Dort ist sauberes Stroh, und die Tiere werden euch wohl nicht stören." So wird in vielen klassischen Krippenspielen dargestellt, was der Evangelist Lukas in einem kurzen Nebensatz erwähnt: "[…], weil in der Herberge kein Platz für sie war."

In vielen Lieder besungen, die an Weihnachten das Herz höherschlagen lassen, wird die Dramatik der Geschichte doch verkannt: Maria und Josef landen in einem Stall, weil überall anders die Türen verschlossen waren. Aber genau dort, in diesem armeligen Stall, sollte das Große geschehen. Gott streckt sich nach dem Menschen aus. Himmel und Erde berühren sich. Die Ewigkeit bricht in unsere Zeit hinein. Gottes Sohn kommt in die Welt.

Die Kinder unserer Pfarrei konnten heute Nachmittag diese Botschaft vermitteln und das Krippenspiel unter Hygienemaßnahmen in den Kirchen aufführen. Die Corona Schutzbestimmungen haben zwar die Zahl der Gottesdienstbesucher stark reduziert – und ich halte diese Maßnahmen auch für Notwendigkeit. Aber die Kirchen können heute Abend (trotzdem?) offen sein, damit Menschen das Ewige erfahren können. Während wir unseren Radiogottesdienst feiern, können andere Menschen anderswo in ihrer Kirche die Christmette feiern und die Botschaft von Ewigkeit in unserer Zeit erfahren und die Sakramente empfangen. Die Orte sind offen.

Gleichzeitig hat die Pandemielage die Kreativität in vielen Gemeinden gefördert, die Botschaft von Weihnachten an anderen Orten zu verkünden. Ob online in einem Live Stream oder an anderen Orten außerhalb der Kirchen, "Open Air" auf verschiedenen Plätzen draußen. Nicht zuletzt wird uns auch die Wichtigkeit eines Formates wie diesem hier bewusst, über Radio die Botschaft von der Geburt des Gottessohnes zu verbreiten. Liebe Hörerinnen und Hörer, auch hier ist der Ort, die wunderbare Botschaft von Weihnachten zu hören und gemeinsam zu feiern: Ob sie aufmerksam zuhören und mitbeten, weil es Ihre einzige Möglichkeit ist, einen Gottesdienst an Heiligabend mitzufeiern, oder bei geöffneter Weinflasche in geselliger Runde im Kreis der Lieben.

Inmitten der Nacht kommt Gottes Sohn zur Welt, um uns zu sagen, dass wir nicht allein sind. In einer Welt, die auch viele Schattenseiten und Herausforderungen kennt, spricht Gott uns Mut zu.

In einer Zeit, in der wir in der Gefahr stehen in einer Schnelllebigkeit immer mehr aufgerieben zu werden zwischen Aufgaben, Verpflichtungen und überfüllten Terminkalendern, dürfen wir innehalten und uns die Frage stellen: Wofür setze ich meine Kraft und Lebenszeit ein?

Christus kommt auf die Welt, um durch die Dunkelheit des Kreuzes uns das Licht von Ostern zu schenken. Wir sind dazu berufen als Christen hoffnungsvolle Menschen zu sein, weil Christus gekommen ist, um alle Dunkelheit zu überwinden. Die Hoffnung auf den geöffneten Himmel trägt uns und gibt uns Halt. Würden wir uns nicht einer wichtigen Grundlage berauben, wenn die Orte des Glaubens geschlossen wären? Die Orte, an denen wir uns selber für die Ewigkeit öffnen und darüber nachdenken, ob das hier in der Welt schon alles ist, oder ob es nicht noch mehr gibt.

Gibt es diese Orte, an denen wir dieser Ewigkeit begegnen? Ja, sie stehen offen für alle, die glauben, besonders auch für alle, die nach dem Höheren suchen. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, man müsste die Eingangsfrage umformulieren: Braucht unsere Zeit noch diese Orte der Ewigkeit? Will sie diese noch?
Die verschlossenen Türen der Herbergsväter haben den Gottessohn nicht daran gehindert in unsere Welt zukommen. Unverständnis und Ablehnung mancher Zeitgenossen haben Jesus nicht daran gehindert, die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Sie steht uns als Angebot zur Verfügung. Jeden Tag. Jedes Jahr zum Hochfest Weihnachten. Der Himmel öffnet sich über uns und an den Heiligen Orten dürfen wir etwas von dieser Ewigkeit erfahren und Hoffnung atmen.

Fürbitten

Jesus Christus ist das wahre Licht, das die Welt erleuchtet, das in dieser Nacht aufgestrahlt ist. Voll Vertrauen bitten wir ihn:

Lass alle deine heilbringende Gegenwart erfahren, die sich auf das Fest deiner Geburt vorbereitet haben. Christus, unser Heiland. – Wir bitten dich, erhöre uns.

Hilf allen, die in diesen Tagen voller Unrast und Arbeit sind, zur Ruhe zu finden und dich in ihrem Herzen zu finden. Christus, unser Heiland. – Wir bitten dich, erhöre uns.

Sei bei allen, die in diesen Tagen einsam sind und sich nach Näher sehnen. Christus, unser Heiland. – Wir bitten dich, erhöre uns.

Für alle, die einen lieben Menschen verloren haben und deren Schmerz der Trauer in diesen Tagen besonders groß ist: Tröste sie durch die Hoffnung der weihnachtlichen Botschaft. Christus, unser Heiland. – Wir bitten dich, erhöre uns.

Für unsere Verstorbenen: Führe sie zur Fülle des Lichtes in deinem himmlischen Reich. Christus, unser Heiland. – Wir bitten dich, erhöre uns.

Dein Licht ist mächtiger als alle Dunkelheit der Welt und schenkt uns Hoffnung und Zuversicht. Dafür danken wir dir und preisen dich, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen

- Pfarrer Togar Pasaribu

 

 

 

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