Leben in neuer Weise
„Es fühlt sich so an, als hätte jemand den Stecker gezogen.“ Mit diesem Satz beschrieb Bischof Gerber von Fulda in einem Zeitungsbeitrag die Wirkung der Corona-Krise auf unsere Gesellschaft. Sie hat die Situation schlagartig verändert. Die Pläne, die wir für die Osterfeiertage hatten, wurden über den Haufen geworfen. Auch die Erstkommunionfeiern konnten nicht stattfinden. Wir haben diese Tage anders erlebt als früher. Es hat vieles gefehlt, was uns vertraut war. Vielleicht haben wir neue Wege gefunden, gerade alten oder alleinstehenden Menschen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind.
„Es fühlt sich so an, als hätte jemand den Stecker gezogen.“ Diesen Satz bezog Bischof Gerber auch auf die Situation der Anhänger Jesu nach dessen Tod. In dem Evangelium vom Ostermontag wird von zwei Jüngern erzählt, die nach der Kreuzigung Jesu von Jerusalem weg nach Emmaus gegangen sind. Als ein Fremder sich ihnen anschließt und sie ins Gespräch zieht, sagen sie sinngemäß über sich: Wir hatten gehofft, dass dieser Jesus von Nazareth die ersehnte Wende bringt. Wir sind mit ihm in Jerusalem eingezogen, dort wurde er umjubelt und wie ein Retter begrüßt. Und dann haben sie ihn gefangen genommen und gekreuzigt. Alle unsere Hoffnungen sind geplatzt. Jetzt sind wir auf dem Weg zurück in unsere Heimat und in unser früheres Leben.
Aber die Gastfreundschaft hatten sie nicht verlernt. Sie laden den Fremden ein, bei ihnen zu bleiben, da es schon spät abends ist. Und als er beim gemeinsamen Essen das Brot bricht, erkennen sie in ihm Jesus. Da gehen ihnen die Augen auf. Aber dann ist er auf einmal nicht mehr zu sehen. Trotzdem verändert diese Begegnung ihr Leben. Den Jüngern geht auf: Jesu Tod war nicht das Ende. Er lebt in neuer Weise.
Die Kartage und Ostern habe ich auch dieses Mal anders erlebt als in den vergangenen Jahren: in einer leeren Kirche, ohne Gemeinde, ohne festliche Musik oder vor dem Fernsehschirm mit einer virtuellen Gemeinde. Ich empfand mich gleichsam zurückgeworfen auf die Botschaft von Ostern: Jesus ist durch das Dunkel der Verlassenheit und des Todes hindurchgegangen und wurde in ein neues Leben gerufen.
Seine Jünger mussten auch durch die Dunkelheit und Verlassenheit gehen und haben dann erfahren, dass sie nicht alleingelassen sind.
Ostern ohne große Gottesdienstgemeinde, ohne festliche Musik – reduziert auf die Botschaft: der Gekreuzigte lebt. Eine Hoffnung angesichts von zig-Tausenden Toten und auch im Blick auf unser eigenes Leben. Wir werden nicht vor der Dunkelheit bewahrt. Aber Leiden und Tod haben nicht das letzte Wort. Diese Botschaft werde ich dann, wenn es wieder möglich ist, in der Gemeinschaft mit ganzem Herzen feiern. Darauf freue ich mich. Das Leben ist stärker als der Tod.