Kein schöner Land
„Kein schöner Land in dieser Zeit als hier das unsre weit und breit“, so schallt es im Moment öfter vom Glockenspiel der Kirche bei mir um die Ecke. Es ist ein altes Lied, ich kenne es aus Jugend- und Zeltlagerzeiten. Und ich finde: Diese erste Zeile passt besonders gut in unseren Sommer 2020. Denn viele entdecken ja gerade genau das: Unser Land, in dem wir leben, ist wirklich wunderschön. Es lohnt sich, den Sommerurlaub hier in Deutschland zu verbringen. Das haben schon in den letzten Jahren viele gemacht. Aber diesen Sommer sind es natürlich wegen Corona besonders viele.
Auch ich bin in meinem Urlaub diesmal in Deutschland geblieben, sogar weitestgehend in Hessen. Statt einer Hüttentour in den Bergen hab ich mit meiner Wanderfreundin eine Tour an der hessisch-thüringischen Grenze unternommen. Am so genannten „Grünen Band“ entlang. Richtig beeindruckende Landschaften und Ortschaften waren das. Und immer wieder sind wir ins Staunen geraten und haben gedacht: Das sieht ja jetzt aus wie Österreich oder Kanada. Die Bahn hat diesen Sommer eine klasse Werbekampagne gestartet, „Deutschland neu entdecken“ heißt sie. Da sieht man auch fantastische Bilder von Inseln, Seen und Bergen – und dann heißt es darunter zum Beispiel: „Pazifik? Nicht schlecht. Das ist der Nationalpark Kellerwald-Edersee.“
Beeindruckende Landschaften: Die gibt es in Deutschland wirklich zuhauf. Und ich finde es klasse, dass wir das in diesem Sommer besonders entdecken. So schrecklich dieses Corona-Virus ist: Das ist für mich immerhin eine positive Nebenwirkung. Und ich fände es gar nicht schlecht, wenn daraus auch eine positive Nachwirkung würde: Ich jedenfalls kann mir vorstellen, auch in den kommenden Jahren öfter mal die Landschaften bei uns in Deutschland zu bereisen, den Edersee zum Beispiel, den Bayerischen Wald oder die Sächsische Schweiz. Es gibt so viel zu entdecken in diesem „Kein schöner Land in dieser Zeit.“ Und natürlich: Der Schöpfung und dem Klima würde es auch gut, wenn wir etwas weniger durch die Welt jetten würden. Ich jedenfalls bin in diesem Sommer aufmerksamer und auch dankbarer geworden für die wunderbare Natur, für Gottes wunderbare Schöpfung, auch ganz in meiner Nähe.