Von Schattenplatz zu Schattenplatz
Annie rennt gerne. An diesem Tag ist es heiß. Fast 30 Grad. Ihr hängt die Zunge raus. Annie ist eine einjährige Weimaraner Hündin. Bei ihrem Auslauf zwischen den Obstbäumen sucht sie nach Schattenplätzen. Die pralle Sonne macht ihr zu schaffen. Darum rennt sie auf den Strecken ohne Schatten schnell voraus. Und flüchtet sich unter den nächsten Obstbaum. Dort wartet sie, bis ihr Herrchen nachgekommen ist. Dann rennt sie wieder vor. Annie flüchtet sich von Schatten zu Schatten über den heißen Weg hinweg.
Was für eine kluge Art, mit Hitze und Anstrengung umzugehen. Die Hundedame Annie zwingt sich nicht, den ganzen Weg neben ihrem Herrchen zu gehen. Sie nutzt ihren Spielraum und sucht sich Abkühlung. Was auf dem Weg schwer erträglich ist, bringt sie schnell hinter sich.
Ich kann mir das von Annie abschauen für die Durststrecken in meinem Leben: von Schattenplatz zu Schattenplatz. Ich will in einer heißen Phase nach Orten suchen, die meine Kräfte schonen. Will mir Abkühlung suchen. Ich brauche diese Pausenorte. Zwischendrin im Garten unter Bäumen sitzen. Am Feierabend die Füße in den kühlen Bach hängen. Auf einer langen Autofahrt die Hand in den Fahrtwind halten. Und danach: Weiter geht’s!