Hier beten!
Meine Joggingstrecke führt an einer Autobahnbrücke vorbei. Wie so viele Bauwerke in Frankfurt, sind auch bei ihr die Wände über und über mit Graffitis besprayt. Die Bilder und Schriftzüge ändern sich ständig, es gibt viel zu sehen! So wie das neue Graffiti, das ich auf dem Boden vor der Brücke erst vor kurzem entdeckt habe. In einem schwarz markierten Rechteck steht da: „Hier beten!“
Es sieht aus wie eine Ortsmarkierung, so als wollte jemand sagen: „Stell dich in dieses Rechteck und bete.“ Ich war neugierig und hab mich natürlich gleich da hinein gestellt. Aber von dort aus hab ich nichts Auffälliges gesehen: Da war nur der normale Blick auf den Main und die Brücke, nichts bei dem ich hätte denken können: Hier ist ein besonderer Platz zum Beten. Und trotzdem muss es irgendeinem Menschen wichtig gewesen sein, darauf hinzuweisen: Hier beten.
Für mich passt der Hinweis sowieso. Denn ich bete gerne. Mir tut es einfach gut, einmal am Tag nur für mich zu sein, Ruhe zu haben, nachzudenken und dabei Gott zu sagen, was mich gerade bewegt. Das kann dann mal ein „Dankeschön“ sein für vieles Gutes, das ich erlebt habe. Oder auch eine dringende Bitte für mich oder andere Leute von denen ich weiß, dass es ihnen nicht gut geht. Manchmal sind es aber auch nur Fragen, die ich Gott stelle. Warum passiert soviel, was ich nicht verstehe? Beim Beten fühle ich immer: Ich bin nicht allein, da ist jemand, dem ich alles sagen kann.
Der Hinweis „Hier beten!“ an der Autobahnbrücke sagt mir: „Vergiss nicht, es auch wirklich zu tun, nimm Dir die Zeit dafür!“ Denn oft genug gehen bei mir die täglichen zehn Minuten Ruhe und Beten im Alltagsstress unter. Fast täglich komme ich an dem Graffiti vorbei. Danke lieber Sprayer, dass du mich dann daran erinnerst: „Bete wieder mal!“