Einheit in Vielfalt
Moderator/in: Wie heißt es so schön offiziell: „Mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 wurde die Deutsche Wiedervereinigung vollendet.“ Darum feiern wir heute den „Tag der Deutschen Einheit“. Nun gibt es ja trotzdem Leute, die sagen: So ganz vollendet ist das mit der Wiedervereinigung ja noch nicht. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Wie siehst du das denn?
Also, erst mal finde ich die Wiedervereinigung großartig. Auch, weil grundsätzlich gilt: In ganz Deutschland haben Menschen seitdem die gleiche Reisefreiheit, die gleiche Freiheit, ihre Meinung zu äußern – und letztlich auch die gleichen Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. Und wir sollten alles dafür tun, dass diese Chancengleichheit wirklich in jedem Bereich gegeben ist.
Andererseits finde ich: Wiedervereinigung heißt doch nicht Gleichmachung. Deswegen finde ich auch Unterschiede ganz charmant. Ich meine: Bei hr3 sagen wir immer „Hessen ist das schönste aller Bundesländer.“ Die Bayern sind mindestens so stolz auf ihr Bundesland. Die Thüringer sind stolz auf ihre Bratwurst und die Friesen auf ihren Tee. Es gibt ja nicht nur Ost – West, sondern auch Nord – Süd.
Du meinst, wir brauchen so was wie eine „Einheit in Vielfalt“?
Genau. In der Bibel wird dafür das schöne Bild des Körpers genutzt. Ein Körper ist eine Einheit, aber er besteht aus ganz unterschiedlichen Körperteilen. Und gerade das macht den Körper stark, dass er Hände und Füße, Hüften und Schultern hat.
Wenn wir erkennen, dass wir in Deutschland ganz unterschiedlich sein dürfen – und uns trotzdem als Einheit empfinden können, dann werden wir den „Tag der Deutschen Einheit“ besonders intensiv feiern.