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Unser tägliches Brot - heute!
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Unser tägliches Brot - heute!

Anne-Katrin Helms
Ein Beitrag von Anne-Katrin Helms, Evangelische Pfarrerin, Erlösergemeinde Frankfurt-Oberrad
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Früher hatte ich für unterwegs immer etwas zu essen dabei. Einen Müsliriegel mindestens. Über die Alpen habe ich mehrere Salamiwürste geschleppt. Ich hatte immer Angst, Hunger zu kriegen. Ich wusste: Dann würde meine Laune auf einen Tiefpunkt sinken.

Auch Freunde, die mit mir unterwegs waren, dachten immer daran. Sie hatten schon ihre Erfahrungen mit mir gemacht und erinnerten mich, was mitzunehmen. Allerdings: Das mitgenommene Essen habe ich fast nie gebraucht. Hinterher war es dann oft matschig oder bröselig. Wenn es Tage lang im Rucksack oder in der Handtasche lag, war es ungenießbar geworden. Vieles davon habe ich irgendwann dann in den Müll geschmissen.

Nicht nur für unterwegs habe ich immer Essen. Auch zu Hause haben wir lange Zeit Großeinkäufe gemacht und Vorräte gesammelt. Aber auch da: Immer wieder mussten wir aussortieren, weil die Lebensmittel schlecht geworden waren. So schade und so eine Verschwendung.

„Unser tägliches Brot gibt uns heute“, beten Christinnen und Christen im Vaterunser. Dieses Gebet kommt aus einer Zeit, in der Menschen meistens sehr arm waren. Manche von ihnen standen morgens um 6 Uhr auf dem Marktplatz oder um 9 Uhr und boten sich und ihre Arbeitskraft an.

Manche gaben nicht auf und standen bis 12 Uhr da, in der Hoffnung gebraucht zu werden. Es ging darum, einen Tageslohn mit nach Hause zu bringen, damit die Familie genug zu essen hat für einen Tag. Wer in wirtschaftlicher Not ist wie die meisten Menschen zur Zeit von Jesus, ist gezwungen, erstmal nur einen Tag in den Blick zu nehmen.

Ich lebe in anderen Verhältnissen als die Leute von früher im antiken Israel. Aber auch ich tue gut daran, nicht Vorräte anzulegen, die ich dann nicht brauche. An jeder Ecke gibt es Brot und Lebensmittel, und ich habe genug Geld, mir Essen in großen Mengen zu kaufen.

Das tägliche Brot ist das „bemessene Brot“, das für einen Tag ausreicht und zwar für jeden und jede Einzelne und für jeden Tag neu.

Wenn ich heute Gott um das tägliche Brot bitte, dann versuche ich mich in Bescheidenheit zu üben: Ich will nur für diesen Tag um das bitten, was ich zum Leben brauche. Ich versuche mich selbst zu begrenzen.

Ich muss nicht immer alles im Überfluss haben. Wer immer daran denkt, was er vielleicht übermorgen braucht oder in einem halben Jahr, verliert aus dem Blick, wovon er heute lebt. Wer immer den ganzen Berg von Problemen vor sich sieht, immer nur darauf schaut, was übermorgen passieren kann oder in zwei Jahren, sieht nicht mehr, was heute gilt und für was ich heute Kraft und Hilfe brauche.

Glücklich bin ich auch mit dem, was ich heute bin und brauche. Meinen Blick auf morgen versuche ich zurückzustellen. Ich kann Gott morgen darum bitten.

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